Savoir vivre

Jessica Gube

Hmm, c’est bon! – so speist es sich auf Französisch

Wenn im Spätsommer die Früchte reifen, ist auch im Fremdsprachenunterricht die ideale Zeit für dieses Thema: »Madame Gube, coupe la pomme! Coupe la poire! S’il te plaît!«

Mitgebrachte Früchte werden benannt, in kleinen Liedern und Spielen durchlebt und durchfühlt. Wir besuchen Maman Georgette in ihrem Obstgarten (ein Tafelbild mit Obstbäumen), lassen uns in kleinen Dialogen von ihr Früchte schenken und gehen zum Einkauf auf den »Markt«. Der Lehrertisch wird Verkaufsstand, die Kinder sind wechselseitig Käufer oder Verkäufer.

Natürlich gibt es auch einen Einkaufskorb, ein Portemonnaie und ein fröhliches Liedchen für den Weg. Freitags schneiden wir einen Apfel und eine Birne auf und verspeisen genüsslich die kleinen Obststückchen. Am Epochenende werden alle mitgebrachten Früchte zu einem großen Obstsalat bereitet, der uns köstlich schmeckt.

Zu Erntedank lernen wir während der nächsten Epoche das Gemüse kennen, kaufen wiederum im Klassenraum ein und staunen über den immer voller werdenden Erntedanktisch. Typische französische Marktrufe bringen uns zum Lachen. Zum Schluss werden alle Gemüsegaben zu einer kunterbunten Suppe gekocht. Wie gut in der kälter werdenden Jahreszeit so eine Suppe wärmt!

In der nächsten Epoche kommt gleich zu Beginn die Frage der Kinder: »Was essen wir in dieser Epoche?« Es ist Februar, im Hauptunterricht werden die Handwerker behandelt. Das Bäckerhandwerk ist auch in Frankreich ein Urberuf. So tischen wir auf unserem Verkaufstisch baguette und croissants, brioche, pain, petits pains, tartes, gâteaux und chaussons aux pommes zu einem ansehnlichen Bäckerladen auf.

Die Kinder schnurren die Einkaufsdialoge nun schon ganz selbstverständlich herunter. Wie gern füllt man seinen Korb beim Einkauf bis zum Rand! Ob das Spielgeld im Portemonnaie wohl reicht? Am Ende der Epoche wird eine typisch französische tarte aux citrons gebacken. – Hmm, c’est bon! Schon ist der Frühling da und im Unterricht kommt als Abschluss dieses Jahresthemas in der folgenden Epoche die ganze Vielfalt des französischen Einkaufsladens (la petite épicerie) auf den Tisch. Käse und Milch, Zucker und Salz, Mehl, Eier und was man sonst noch so an Grundnahrungsmitteln braucht – wir könnten nun in Paris in jeden kleinen Stadtteilladen gehen und uns dort versorgen.

Einkaufen macht Spaß und im anderen Land sowieso. Dieser Geruch und Geschmack begleitet uns in der gesamten dritten Klasse.

»Köstliche« Unterrichtsmotive

Wie lebt der Mensch auf der Erde? Wie wohnt er, wie kleidet und ernährt er sich, welche Gewerke übt er aus? Das große Thema der dritten Klasse, nämlich wie der Mensch nach der Vertreibung aus dem Paradies sein Leben ergreift, wird im Hauptunterricht im Landbau, Hausbau und Handwerk behandelt.

Diese Motive können in der Fremdsprache auf­gegriffen werden. So kann ein schlichtes Stück Obst altersgemäß, fächerübergreifend, themenbezogen und kulturorientiert zum Sinnbild des Lebens auf der Erde werden. Den Kindern muss dieser Hintergrund nicht erklärt werden. Aber sie spüren den großen Strom der Dinge und schmecken die Köstlichkeit des irdischen Lebens. Bon appétit!

Fleißige Handwerker – so arbeitet es sich auf Französisch

Sur le pont d’Avignon, l’on y danse, l’on y danse … Dieses fröhliche, getanzte Kinderlied eröffnet den Reigen der französischen Handwerker im dritten Schuljahr. Aha, dort in Frankreich wird also nicht nur gegessen, sondern auch gearbeitet, getanzt und das Leben genossen! Arbeit und Feier gehören beide zum Leben (das wussten natürlich auch schon die deutschen Handwerker – man denke nur an das Lied von der Brücke aus Stein, die über den Main führt, auf der alle tanzen).

Auf muntere Weise können die Kinder so bereits »in Avignon« eine Anzahl Berufe in der Fremdsprache über das musikalische, gestisch-mimische Tun kennenlernen und damit eines der weiteren Grundmotive des Lehrplanes der dritten Klasse – die Arbeit des Menschen in seinen Berufen als erste Sachkunde – ganz selbstverständlich in der Fremdsprache erleben.

Wir zeigen schöne, große Bildkarten, die noch viele weitere Berufe darstellen, und zu jedem Beruf lernen wir einen kleinen Satz, der Wesentliches in kurzer Form benennt: »Le charpentier construit le toit de la maison« oder »Le ramoneur balaie la cheminée« und vieles mehr.

Zum Fasching können die Kinder die Handwerkerkostüme, in denen sie feiern, schon selbstverständlich mit den französischen Namen benennen, und einige vergnügliche Spiele schließen sich im Unterricht daran an. Im Frühjahr wird dann ein szenisches Spiel geprobt, in dem die Handwerker sich vorstellen, ihre Tätigkeit nennen und sich schließlich über den Faulpelz in ihren Reihen wundern, der jeden Tag nur schläft, isst und feiert.

Mit Freude und Stolz wird das Spiel in Kostümen auf der Monatsfeier gezeigt. Dem Faulpelz wird großzügig vergeben, dass er auch auf der Bühne noch mit hartnäckiger Nonchalance seine Art des Lebens vertritt – denn Arbeiten und Feiern gehören schließlich zusammen!

Zur Autorin: Jessica Gube ist Französischlehrerin der Waldorfschule Ostholstein.