Aller guten Dinge sind drei

Liebe Leserin, lieber Leser!

Teresa, sechs Jahre, ist ein waches aufgewecktes Kind. Eines Tages bekommt sie heftige Herzbeschwerden. Sie kommt ins Krankenhaus und muss operiert werden. Zehn Jahre später: Teresa hat psychische Probleme, isst nur noch, um zu erbrechen. Ihre Magersucht wird psychotherapeutisch behandelt. Wieder zehn Jahre später: Teresa promoviert zu einem ungelösten Problem der Mathematik: Dass es zwar richtige Sätze gibt, die aber nicht beweisbar sind. Das Thema treibt sie in den Wahnsinn.

Teresas Geschichte en miniature erinnert an Biographie und Schicksal des genialen Mathematikers Kurt Gödel (1906 –1978), der ein enger Freund Albert Einsteins und einer der bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts war.

Prominente und weniger prominente Grenzgänger zeigen besonders, dass der Mensch aus mehr besteht als aus Physis, deren Genius er nicht fassen kann.

Unsere leibgebundenen Sinneswahrnehmungen und Vorstellungen täuschen uns darüber hinweg, dass das Seelische und Geistige nicht subjektiver Einbildung entspringen, sondern eigenständige Reiche darstellen, die im Menschenleben gegliedert wechselseitig wirksam sind.

Dabei ist das Wissen um die Dreigliederung des Menschen uralt. Es kannten schon die Eingeweihten der ägyptischen Mysterien vor mehr als viertausend Jahren und in der griechischen Antike Platon und Aristoteles. Das Vierte Kirchenkonzil von Nicea (869 n. Chr.) verbannte die (unsterbliche) menschliche Geistseele (nicht das intellektuelle Denken) aus dem Menschenbild und belegte den byzantinischen Patriarchen Photios I., der als guter Schüler Platons von deren Existenz überzeugt war, mit dem Bannfluch. Die Kluft zwischen Mensch und Gott wurde vertieft, der Glaube an ihre Überbrückung aus menschlichen Kräften für ketzerisch erklärt. Der Mensch darf nicht Schöpfer und Geschöpf zugleich sein. Die esoterische – innere – Seite des menschlichen Wesens geriet in Vergessenheit.

Rudolf Steiner hat detaillierte Beschreibungen hinterlassen, wie es hinter dem Vorhang der Sinneswelt aussieht und welche Wege und Metamorphosen Seele und Geist eines Menschen vor seiner Geburt, im Leben und nach seinem Tod gehen. In zahlreichen Ausführungen in Schrift und Wort zu anthropo­logischen, pädagogischen und gesellschaftlichen Themen warnt er wiederholt: Vernachlässigen wir einen dieser Seinsbereiche, verstoßen wir gegen Lebensgesetze und der Mensch wird krank.

Steiner stellt die rationalistisch-materialistische Weltdeutung auf den Kopf: Seele und Geist sind nicht Derivate der leibgebundenen Existenz, für was sie in vielen wissenschaftlichen Bereichen gehalten werden, sondern Leib und Seele sind Geschöpfe des Geistes, der sich in diesen inkarniert und in ihnen wirksam wird. Seele und Geist sind nicht Folge, sondern Ursache physischer Wirklichkeit.

Teresa und Kurt Gödel hätte dieses Menschen- und Weltverständnis Krankheit und Wahnsinn vielleicht nicht erspart, aber es hätte vielleicht frühzeitiger geholfen werden können.

Aus der Redaktion grüßt

Mathias Maurer