Können wir das wollen?

Ute Hallaschka

Sequoia mit dem Untertitel »Können wir das wollen?« handelt von Tierversuchen und Baumrodungen. Von einer Wissenschaft, die im Namen der Vernunft, den Lebewesen Qualen zufügt und tötet. Er handelt von uns allen, den Zuschauern, die diese alltägliche Perversion dulden. Im Film geht eine Gruppe Studenten im aktiven, gewaltlosen Widerstand gegen die Verbrechen vor. In einem zweiten Erzählstrang verläuft die Läuterung der weiblichen Hauptfigur Alex. Ihre kleine Schwester, die gleich zu Beginn des Films stirbt, inspiriert als Tote das weitere Geschehen. Es ist verblüffend, mit welcher Leichtigkeit – anmutig und stilsicher – der Nachwuchsfilmer diese Stränge in eingängige Bilder übersetzt. Er hat eine künstlerische Handschrift und eigene Ästhetik der Bildsprache. Hier ist ein Talent am Werk.

Sämtliche Mitwirkenden, an die hundert Personen, haben auf ihre Gage verzichtet. Am Ende musste nachsynchronisiert werden. Für die Off-Erzähler-Stimme bewarb sich der deutsche Synchron-Sprecher von George Clooney, die weibliche Hauptrolle wird von der deutschen Stimme von Jennifer Lawrence (Tribute von Panem) gesprochen.

Wir sitzen im Himmel über Frankfurt, in bester Innenstadtlage befindet sich das schicke Premierenkino, die Astor Film Lounge, aber da unten auf der Bühne steht ein bescheidener Junge, dem alle selbstgefälligen Attitüden der Branche fremd sind. Er meint es ernst, mit dem, was er tut. Vielleicht liegt es an der Seriosität seiner künstlerischen Impulse, dass im Herzen des Zuschauers noch ein zweiter Film anläuft. Unsichtbar, ohne dass ein Wort dazu fällt, aber unabweisbar, stellt sich das gedankliche Bild ein: wie die Tiere leben, die wir essen … Der erste Paragraph des Tierschutzgesetzes besagt, dass keinem Tier ein Leid zugefügt werden darf, ohne vernünftigen Grund. Dazu lautet die Nachfrage an uns alle, die ein Zuschauer im anschließenden Gespräch formuliert: Was ist das für eine Wissenschaft, oder Weltanschauung? Gibt es etwa vernünftige Gründe, ein Geschöpf zu quälen? Benedikt ist das Kunststück gelungen, dass der Zuschauer sich am Ende fragt, ob er nicht selbst unter seinen falschen Begriffen leidet. Dem Film kann man nur wünschen, dass er weit herum kommt auf Festivals, dem Filmemacher kann man von Herzen gratulieren. Obwohl er die Kosten so gering wie möglich gehalten hat – die Waldorfschule musste verschiedentlich als Kulisse herhalten – hat sich der Jungfilmer dennoch mit 7.000 Euro verschuldet. Jeder Beitrag kann als Investition in die Zukunft gesehen werden und ist gewiss hochwillkommen.

Sequoia. Regie: Benedikt Christopher König, Laufzeit: 82 Min.