Ein etwas anderes Buch über Wirtschaft

Bernhard Steiner

In vielen Schulen wird Wirtschaftkunde etwas stiefmütterlich behandelt, was bedauerlich ist, denn nichts wird das Leben der Jugendlichen einmal so entscheidend prägen wie die Wirtschaft. Gute Bücher, die in das Thema einführen, sind rar.

Oft sind die Inhalte abstrakt, ideologisch befrachtet und nicht selten voller unverständlicher Fachausdrücke. Umso erfreulicher ist dieses »etwas andere Buch über Wirtschaft« von dem mehrfach für seine Jugendbücher ausgezeichneten Journalisten Nikolaus Nützel, der ganz von den Fragen ausgeht, die sich einem aufmerksamen Jugendlichen heute stellen müssen. Locker geschrieben und unterhaltsam geht er auf ein ganzes Spektrum aktueller Fragen ein: Warum erhalten Manager so hohe Gehälter, etwa Wendelin Wiedeking, der auf einen Stundenlohn von 15.655 Euro kommt? Wie wird Geld überhaupt geschöpft? Was ist ein »Leerverkauf«? Oder: Kann ein Bauer von einem Milchpreis von 20 Cent pro Liter leben?

Hintergründe und Sachverhalte werden anschaulich erklärt, ohne die komplexen Zusammenhänge zu simplifizieren, oder – was heute oft passiert – in Ideologien zu flüchten, wie dass der Markt immer Recht hat.

In einer Zeit, in der alles statistisch erfasst wird, ist es erstaunlich, dass es kaum genaue Zahlen gibt zur Entwicklung der Schere, die sich zwischen reich und arm auftut. Das Thema scheint ein Tabu zu sein.

Doch auch hier geht Nützel nüchtern vor, beschreibt die Umstände, die dazu führen, dass jemand Milliardär wird, aber auch jene, die dazu führen, das der Mensch – oft ohne eigene Schuld – verarmt. Die Zahlen, die er zu Hartz IV zusammengetragen hat, zeigen, wie unbequem die soziale »Hängematte« sein kann, und dass jemand der im Monat 1,56 für eine Waschmaschine bekommt, 21 Jahre lang sparen muss, um diese auch anzuschaffen. Ein ganzes Kapitel ist den Herausforderungen gewidmet, vor denen das deutsche Gesundheitssystem steht.

Zum Schluss eröffnet Nützel sieben Wege, wie es auch anders gehen könnte. Modelle wie der »Sozialismus«, »Mikrokredite«, »Grundeinkommen« oder »Genossenschaften« werden beschrieben, einer Bilanz unterzogen und auf ihre Realisierbarkeit überprüft.

Zahlreiche Schaukästen wie zum Pro-Kopfeinkommen der reichsten und ärmsten Länder der Erde und ein ausführliches Glossar der ökonomischen Fachbegriffe ergänzen den Text. Der interessierte Leser findet auch eine Liste mit weiterführenden Informationen und Internetlinks.

Über die Illustrationen des Comic-Zeichners Flix wird sich streiten lassen, sie lockern das Buch aber auf. Auf alle Fälle handelt es sich um eine empfehlenswerte Lektüre für junge Menschen, die Fragen zum Thema haben, aber auch um eine gute Anregung für Lehrer, die das Zeitgeschehen im Unterricht bearbeiten wollen. 

Nikolaus Nützel: 7 Wege reich zu werden, 7 Wege arm zu werden. Das etwas andere Buch über Wirtschaft mit Illustrationen von Flix. 224 S., Pb. EUR 16,99. Cbj-Verlag, München 2010