Folgen eines Verbrechens

Mareike Stutz

Die vierzehnjährige Mouchka findet das Tagebuch ihrer Mutter, die, als sie noch ein kleines Mädchen war, beim Einkaufen ermordet wurde. Unsicher, ob es im Sinne ihrer Mutter wäre, aber zugleich unwiderstehlich angezogen von den Erzählungen, beginnt Mouchka zu lesen. Sie taucht ein in das Russland der 1950er und 1960er Jahre. Mouchka liest über die einsame und abgeschottete Jugend ihrer Mutter, die nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante aufwuchs. Sie erfährt von der Flucht ihrer Mutter nach Leningrad auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und einer besseren Zukunft. Dort ermöglichte eine Zufallsbekanntschaft, dass Mouchkas Mutter am staatlichen Ballet als Fotografin arbeiten konnte.

Eines Tages geht die Truppe auf Tournee nach Europa und Mouchkas Mutter reist zum ersten Mal in ihrem Leben nach Paris. Einige Jahre später wird ihr genau an diesem Ort ihre Liebe zur Fotografie zum Verhängnis. In der gleichen Stadt begegnet ihre Tochter Mouchka ein Jahrzehnt später Gabriel. Er ist etwas älter als sie und arbeitet den Sommer über bei einem Antiquitätenhändler. Auf Anhieb sind die beiden sich sympathisch und im Laufe der Zeit entwickelt sich mehr als Freundschaft zwischen ihnen. Gerade scheint es, als könnten sie sich gegenseitig helfen, über ihre jeweilige Vergangenheit hinwegzukommen, da wird Gabriels Vater in Afrika tot aufgefunden. Alles, was war, erscheint plötzlich in einem anderen Licht.

Gekonnt erzählt Marie Bertherat die Geschichte eines Verbrechens, das Jahre nachdem es begangen wurde, das Leben aller Beteiligten auf den Kopf stellt und von einem unvergesslichen Sommer in Paris. Sie verwebt dabei die Erzählungen von Mouchkas Mutter in Tagebuchform eng mit den Erlebnissen ihrer Tochter, die sich lange nach dem Tod der Mutter dieser plötzlich wieder ganz nah fühlt. Gespannt erwartet man die Entwirrung der Fäden bis sich am Ende das gesamte Bild zeigt. 

Marie Bertherat: Ein Sommer am Montparnasse, geb., 239 S., EUR 13,50, Stuttgart Urachhaus 2011 (ab 12 Jahre)