Der Protestierende

Isabelle Baudet

Er schrie aus voller Kehle. Um ihn herum eine riesige Menge, rufend, protestierend. Er hob seine Faust zum Himmel und fiel wieder in die Rufe mit ein. Das Ganze erinnerte ihn irgendwie an einen revolutionären Aufstand – doch er lehnte sich nicht durch seinen eigenen Willen, sondern für die anderen gegen das Gesetz auf. Er machte mit, weil das einfach so war. Sie hatten ihm gesagt wo, und er hatte sich das eine Weile überlegt. Wieso nicht? Hatte er gedacht. Heutzutage tut man solche Dinge! Jeder macht ein bisschen was anderes, aber alle machen etwas Verrücktes, etwas, das für sie sonst nicht dazugehören würde. Er nahm einen Stein aus seiner Tasche, drängte sich weiter nach vorne, zielte und warf. Der Stein traf jemanden am Rücken. Er hatte ziemlich stark geworfen. Schnell drehte er seinen Blick ab. Gewalt, Protest und eine brodelnde Masse um ihn herum. Was tat er da eigentlich? Was war aus ihm geworden, dass er sich auf so etwas einließ? Er drehte sich um und wollte wieder nach hinten, als ihm eine Flasche knapp am Kopf vorbei flog. Er hob sie auf. Wut entbrannte in ihm, und auf einmal schien er das wirklich zu wollen. Oder er glaubte es zumindest. Er nahm die Flasche, hob die Hand und schleuderte sie weit nach vorne. Er sah sich nicht danach um, wollte nicht wissen, wo die Flasche hingeflogen war und ob sie jemanden getroffen hatte. Er fand eine weitere und warf wieder. Ein junger Mann neben ihm gab ihm noch eine. Dieser Mensch sah ebenfalls so aus, als wäre er hier am falschen Platz.

Nachdem er die Flasche genommen hatte, drehte sich der andere um und bahnte sich einen Weg aus den Leuten. Er drehte sich nach dem Mann um und sah, wie er verschwand. In seiner Hand zerbrach ein Teil der Flasche. Schmerzen durchzuckten ihn, doch sie trieben ihn nur noch mehr in die Raserei. Er warf. Ziellos in die Menge. Dann fiel sein Blick auf die blutende Hand. Er erschrak. Doch weniger wegen seiner Hand, sondern eher über sich selbst. Ein letzter Protestschrei kam aus seiner Kehle. Dann schüttelte er den Kopf, duckte sich, drehte sich um und suchte sich einen Weg aus der Masse. Was fühlten die anderen hier? Als er endlich draußen war, lief er erst noch ein paar Meter, dann sah er zurück. Von Grausen und Schrecken erfüllt, hielt er seine pulsierende Hand und ging.