Du sollst Dir ein Bildnis machen

Helmut Fiedler

Die Frage nach dem Menschenbild, dies wird aus den Beiträgen deutlich, ist nicht letztgültig zu beantworten. Die Reflexion über die Quellen, die es speisen, ist aber wichtig für das alltägliche Handeln. Die Waldorfpädagogik wird in diesem Zusammenhang als eine Möglichkeit des neuen, nicht-ökonomischen Blickes auf Bildung und Mensch gesehen. Dass die Kritik an der Waldorfpädagogik nicht grundlegend ausfällt, verwundert bei den Autoren nicht. Sie weisen darauf hin, dass die verschiedenen Reformpädagogiken ganz neu über das Kind und die Kindheit nachgedacht haben. So geht der Aufsatz über Maria Montessori darauf ein, dass ihr pädagogisches Handeln von ihrem Menschenbild geprägt wird: Montessori stützt sich auf den Grundsatz »Hilf mir, es selbst zu tun«. Das macht deutlich, dass nicht die Belehrung mit Worten im Vordergrund steht, sondern eine speziell vorbereitete Umgebung. Interessant für den Praktiker ist, dass in einem Artikel auch auf die Schulorganisation eingegangen wird, denn auch in dieser spiegelt sich das Menschenbild.

Für Waldorfschulen ist das ein entscheidendes Stichwort: die Selbstverwaltung. In mehreren Artikeln spielt die personale Auffassung vom Menschen eine wichtige Rolle, etwa in dem Artikel über die Erlebnispädagogik und über das humanistische Menschenbild. Der Artikel über die Inklusion widmet sich dem Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft.

Der Band enthält eine Fülle von Anregungen zum Nachdenken, dessen Beiträge für den in der Praxis stehenden Lehrer allerdings erst diskutiert werden müssten.

Horst Philipp Bauer, Jost Schieren (Hrsg.): Menschenbild und Pädagogik, brosch., 234 S., EUR 34,95, Beltz Verlag, Weinheim, Basel 2015

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