Elterncoaching mit Kind

Ulrike Schmoller

Im neuen Buch von Jesper Juul kann man achtzehn Gespräche nachlesen, die er mit ausgewählten Familien geführt hat, die dringend Hilfe brauchten. Wutanfälle, Schlaflosigkeit, Unruhe, das ewige Streiten und die alltäglichen Machtkämpfe hatten Eltern und Kinder so zermürbt, dass sie am Rand ihrer Kräfte waren. Es gelingt Juul im Gespräch jeweils rasch, den Kern der Situation zu erfassen. Das Wesentliche dabei ist, dass er den Eltern immer Verständnis entgegenbringt.

Immer wieder ermuntert er die Eltern, für ihr eigenes Wohlbefinden zu sorgen, damit sie ihrer Aufgabe gerecht werden können. Er macht ihnen deutlich, dass sie ihre Bedürfnisse den Kindern gegenüber äußern dürfen und ein Recht auf Schlaf und Zweisamkeit haben.

Er vermittelt ihnen, dass sie, statt sich mit Schuldgefühlen zu quälen, die Verantwortung und die Führung übernehmen und sich glaubwürdig verhalten müssen. Sie brauchen nicht perfekt zu sein, aber ehrlich, und es geht nicht darum, seine Elternrolle gut zu spielen oder auf Teufel komm raus ein positives Vorbild abzugeben. Die Eltern müssen sich auch nicht immer einig oder sicher sein. Juul spricht von konstruktiver Unsicherheit. Es muss nicht immer harmonisch zugehen und auch negative Gefühle haben ihre Berechtigung. Die Eltern-Kind-Beziehung lebe von ständigem Feedback und sozialem Lernen.

Juuls Ansatz zeichnet sich durch großen Respekt vor den Kindern aus. Sein Anliegen ist die Stärkung der Eltern und der Kinder, ihm sind die Begriffe Integrität, Würde und Beziehung wichtig. Damit bringt er zwar frischen Wind in die Erziehungslandschaft, es fehlt ihm aber eine spirituelle Dimension. Ob man so weit gehen muss, dass die Kinder bei den Coaching-Gesprächen anwesend sind? Auch bei einer Kinderkonferenz, bei der das Kind nicht dabei ist, kann man ja darauf vertrauen, dass geistig etwas geschieht, und es einem danach anders entgegen tritt. Das Kind ist überfordert, wenn es wie ein erwachsener Freund angesprochen wird, auch wenn es noch nicht verstehen kann, worum es geht. Natürlich spürt das Kind dabei die Intention und die Gestimmtheit des Erwachsenen. Das tut es aber auch, wenn dieser sich innerlich mit dem Wesen des Kindes verbindet.

Alles in allem ist »Elterncoaching« ein interessantes Buch mit hohem Praxisbezug. Wer einen ersten konzentrierten Überblick über Jesper Juuls Methode wünscht, ist vielleicht mit einem seiner anderen Bücher besser beraten. 

Jesper Juul: Elterncoaching. Gelassen erziehen, geb., 272 S., EUR 17,95, Beltz Verlag, Weinheim/Basel 2011

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