Sklaven der Nützlichkeit

Armin Krenz

Wie Renz-Polster schreibt, bewirken diese Erwartungen im Zusammenhang mit den Bildungsplänen sowie stiftungsfinanzierten Programmen eine »pädagogische Mästung von Anfang an«. Kinder sollen durch »pädagogische Animierdamen« zu kognitiven Schlaumäusen gemacht werden. Unbemerkt verhalten sich Erwachsene wie »Sklaven der Nützlichkeit« und Kindertagesstätten sind zum »Heiligen Gral eines ganzen Wirtschaftsmodells« geworden.

Statt für eine Entschleunigung der Kindheiten zu sorgen, werden Kinder auf ein passgenau angefertigtes Kleid zugeschnitten statt das Kleid auf jedes Kind – individuell – zuzuschneiden. »Einpeitscher« verfolgen durch jede Menge Angebotprogramme das Ziel einer »Nützlichkeit«, wobei Kitas zur »leichten Beute von Moden, fahrenden Gesundbetern und Geschäftemachern« werden können. Sie haben sich zum »pädagogischen Protektorat« entwickelt, das »für Menschenkinder keinen ausreichenden Entwicklungsraum bietet«. Durch »hartnäckiges pädagogisches Belauern (um Kinder) klüger zu machen« beginnt heutzutage »eine endlose Suche nach Defiziten«.

Für den Autor ist klar: »Mit Versprechungen, Behauptungen, mit Drohungen, wissenschaftlichen Begründungen, Gutachten und Gegengutachten, … Verpackungen, glitzerndem Papier, Schleifchen drum herum« werden Bildungsversprechen geweckt, die weder belegt werden können noch für Nachhaltigkeit sprechen. Renz-Polster fordert dazu auf, sich »gegen diesen gierigen Blick auf … Kinder zu wehren«, weil »überspannte Erziehungs- und Bildungsziele immer zerstörerisch auf die menschlichen Beziehungen wirken – und damit auch auf die, deren Entwicklung auf Gedeih und Verderb auf funktionierenden Beziehungen beruht: die Kinder.«

Der Autor plädiert engagiert, faktenorientiert, im Klartext für das unantastbare »Persönlichkeitsrecht Kindheit«.

Herbert Renz-Polster: Die Kindheit ist unantastbar. Warum Eltern ihr Recht auf Erziehung zurückfordern müssen, geb., 272 S., EUR 17,95, Beltz Verlag, Weinheim, Basel 2014