Wirklichkeit des Lichts

Margarete Bruns

Wem die uralten und stets aktuellen Fragen nach Woher und Wohin seiner gegenwärtigen Existenz auf den Nägeln brennen, kann in diesem Buch Orientierung finden. Orien­tierung – nicht unbedingt Antworten.

»[Ich] kann mein Leben nicht gestalten, wenn ich nicht zumindest anfänglich einen Zugang zu mir selbst als geistigem Wesen finde«, und zwar »in einer Realitätsdichte, die der Wirklichkeitsdichte des irdischen Seins nicht nachsteht.« Mit diesen ebenso schlichten wie brisanten Sätzen deutet der Autor an, worum es ihm geht: den Fragenden an eben jenen Zugang heranzuführen – den aber letztlich jeder nur für sich selbst zu öffnen vermag.

Auf den folgenden 200 Seiten wird der Leser – man möchte fast sagen – erbarmungslos durch alle Weltebenen gejagt und zugleich ermutigt, die oft erschreckend fremdartigen Schritte selbst mitzuvollziehen. Allerdings: Wer sich nicht wenigstens ansatzweise in den Theorien um das Ich und sein Selbstgefühl, um Imagination, Inspiration, Empfinden, Fühlen und die Aufgaben des Erzengels Michael auskennt, ist verloren in diesem Geflecht, das ja im Grunde gerade keine Theorien meint, sondern »Wirklichkeitsdichte«. Manchmal wünscht man sich, der Autor möge gelegentlich aus diesem mehrdimensionalen Netz heraustreten und unterhalb der höchsten Ebene etwas bieten, was sich einfacher, vergleichsweise alltäglicher erleben lässt und den Leser unmittelbar berührt – oder besser: ihn instand setzt, seinerseits das Fremde »zu berühren«. Das geschieht tatsächlich hin und wieder; so etwa, wenn Klünker auf eine der Lichtsituationen hinweist, die nicht an eine Tageszeit gebunden und sinnlich überhaupt nicht wahrnehmbar sind, bei denen jedoch gerade das Ich eine zentrale Rolle spielt. Klünker spricht vom »goldenen Licht des Abends«: In ihm fließen Kräfte zusammen, »die in der Wirklichkeit und im Erleben des Ich sind«. Das Erleben des Ichs beschränkt sich hierbei keineswegs auf ein passives Empfangen. Die volle (Licht-)Wirklichkeit, ein besonderer Raum aus Licht, entsteht erst durch die Aufmerksamkeit des Ichs.

Eine Fülle risikoreicher, gleichwohl unerlässlicher Entwicklungs-Schritte werden dem oft wohl eher unsicheren, zweifelnden Ich hier also zugemutet und ihm darüber hinaus eine übergroße Verantwortung aufgebürdet: für Lebende und Verstorbene, gegenwärtige und zukünftige Welten sowie für ein neues, geistig-irdisch wirkendes Lichtorgan. Wenn diese Projektion irgendwann gelingt, so fasst Klünker zum Schluss die großen Hoffnungen zusammen, wenn also das Ich »vollständig im seelischen Selbstgefühl und im Lebensaugenblick angekommen« sein wird, dann »sind Reinkarnation und Karma nicht mehr Erkenntnisse, sondern Leben, das seelisch den anderen Menschen und ätherisch die Natur mitumfasst« und seine unübertreffliche »Realitätsdichte« erreicht hat. 

Wolf-Ulrich Klünker: Die Empfindung des Schicksals. Biographie und Karma im 21. Jahrhundert, brosch., 204 S., EUR 16,90, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2011