Osteuropäische Annäherung. Die Internationale Assoziation für Waldorfpädagogik feierte ein großes Fest in Riga

Christoph Johannsen

Rund 20 Jahren nach der Gründung der IAO war es an der Zeit, gemeinsam mit Waldorflehrern und Waldorferzieherinnen auf das Erreichte zurückzublicken und neue Perspektiven für die Weiterentwicklung der Waldorfpädagogik in Osteuropa ins Auge zu fassen.

Claus-Peter Röh von der Pädagogischen Sektion in Dornach (Schweiz), führte in täglichen Morgenvorträgen die Teilnehmer an das Thema heran: »Wie finden wir im Unterricht die richtige Balance zwischen denkerischem und künstlerischem Lernen?« Die Teilnehmer konnten das Gehörte sogleich an konkreten Beispielen prüfen und mit eigenen Erfahrungen verbinden. Röh betonte, dass die Waldorfpädagogik nie etwas Abgeschlossenes, Fertiges sein könne, sondern sich immer in Bewegung befinde und innere Beweglichkeit erfordere.

In Bewegung mit dem Unterrichtsstoff, in Bewegung zwischen Schüler und Lehrer, aber auch in Bewegung zwischen den Kolleginnen und Kollegen. Diese Beweglichkeit zu üben, besonders im Künstlerischen, wurde zu einem Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit. Es gab Kurse in Musik, Musikimprovisation, Tafelzeichnen, Drama im Fremdsprachenunterricht, Sprachgestaltung, Eurythmie und Bothmergymnastik. Eine besondere Note erhielten die Kurse durch die Vielfalt der kulturellen Hintergründe, die sich im Tun und in den Gesprächen widerspiegelten.

Erleben konnte man aber auch, welch hohe Kompetenz in vielen Bereichen in den Schulen Osteuropas und bei den Kolleginnen und Kollegen vorhanden ist.

Als Höhepunkt innerer und äußerer Beweglichkeit konnte man die Aufführung der Eurythmie-Bühne Budapest erleben. Unter der künstlerischen Leitung von Maria Scheily boten die Künstler eine hohe Präzision, gepaart mit einem feinen künstlerischen Empfinden für die Sprache und die Musik.

Einen großen Bogen schlug der Münchner Historiker Markus Osterrieder von der Kirchenspaltung bis in die Neuzeit. Durch seine Ausführungen wurde deutlich, welche besondere Bedeutung die Länder Mittel- und Osteuropas für die Zukunft Europas haben. Zahlreiche Beispiele des aktuellen Zeitgeschehens zeigen, wie schwierig es ist, ein vereintes, nicht kulturell gespaltenes Europa zu bilden.

Die schöne Stadt Riga trug dazu bei, dass die Tagungs­teilnehmer sich vielfältig begegnen konnten. Die künstlerischen Beiträge aus allen Teilnehmerländern schlugen Brücken zwischen den Kulturen und schafften eine fröh­liche, arbeitsame Atmosphäre. Man schaut mit positivem Blick in die Zukunft der Waldorfbewegung im Osten Europas. Die Tagung vernetzte die osteuropäischen Waldorfschulen enger. Über Ländergrenzen hinweg soll die Zusammenarbeit intensiviert werden. Es war ein Fest der Begegnung.