Warum studierst Du Eurythmie?

Claudine Nierth

Diese Fragen werden uns Dozenten und Studenten von »4.D, raum für eurythmische ausbildung und kunst« in Hamburg, immer wieder gestellt und wir beantworten sie immer wieder neu. Natürlich gibt es die bekannten Berufsperspektiven wie Eurythmielehrer, Heileurythmist, Bühnen- oder Performancekünstler und Betriebseurythmist.

Aber was motiviert Menschen Anfang zwanzig, heute einen solch unbekannten, oft befremdlichen oder zumindest schwer vermittelbaren Beruf zu ergreifen?

Hier sprechen junge Menschen, die ihre eigene Berufung noch suchen und doch schon eine Ahnung davon haben, wo ihre Lebensreise hingehen könnte. Sie sind »Lebensanfänger« – manche ehemalige Waldorfschüler, manche nicht –, die mit dem Studium der Eurythmie die Chance wahrnehmen, herauszufinden, was in ihnen steckt, die ihre Neigungen selbst zu Fähigkeiten ausbilden wollen.

Mit jedem Menschen wird im Grunde eine neue Eurythmie geboren. Jeder Studierende bringt einen neuen Impuls mit in die Eurythmie, den es vorher noch nicht gab. Das erzeugt bei uns Dozenten die Zuversicht, dass ihre Entwicklung weitergeht. Um so wichtiger ist es, die Wurzeln der Eurythmie, ihre Hintergründe und Grundelemente zu kennen und zu beherrschen. Weiterentwickeln kann man nur das, was man kennt. Für Studierende, die sich für die Eurythmie entschieden haben, sind solche Fragen existentiell. Sie entwickeln an diesen Fragen Ideen und Impulse, Eurythmie in sämtliche Lebensfelder zu integrieren. Es ist für sie klar, dass Eurythmie nur dann eine Chance hat, wenn sie mit dem Leben und Alltag im unmittelbaren Zusammenhang steht, ja sogar als notwendig erlebt wird. Sie kann lösend wirken, wo Verfestigungen drohen, oder formbildend, wo Chaos herrscht. Das gilt für das soziale Leben wie für die Entwicklung des Kindes, des Erwachsenen oder für die Therapie. Dazu bedarf es menschenkundlicher Grundkenntnisse, eurythmischen Könnens und des Mutes, neue Impulse zu setzen. Vor allem gilt es, etwas zu entwickeln, was vorher noch nie da war, in unbekannten Situationen mit Menschen, die noch nie Eurythmie erlebt haben.

Wenn wir in die Schulen gehen und einen Vormittag lang einer Oberstufe zeigen, was man mit Eurythmie alles machen kann, kommt so mancher ins Staunen und später ins Studium. Für die Schüler ist es neu zu sehen, wo und in welcher Form es Eurythmie gibt. Ob im Strafvollzug mit lebenslänglichen Strafgefangenen oder in der Drogentherapie, mit der Belegschaft eines Unternehmens oder innerhalb eines Fachseminars für Juristen – sofort wird deutlich, dass es hier um mehr geht als nur seinen »Namen tanzen« zu können. Das überzeugt.

Wer sich für ein Eurythmiestudium entscheidet, ist begeistert von ihr, er zeigt in der Regel einen starken Willen, sie in der Welt zu vertreten, egal, wo sie gebraucht wird, ob in Schulen, in Therapien, auf der Bühne, in Wirtschaftsunternehmen oder im Strafvollzug. Manch ein Studierender schafft sein eigenes Berufsfeld und trifft damit genau die Lücke, die auf ihn gewartet hat.

2004 gründeten zehn Eurythmie-Dozenten 4.D. Seit 2007 wird im »raum für eurythmische ausbildung und kunst« in Hamburg ausgebildet. Ausbildungsschwerpunkt ist, den Studierenden möglichst vielseitige Einblicke in die heutige Berufspraxis zu geben. Abschluss ist eine BA-Prüfung.

4.D raum für eurythmische kunst, Mittelweg 11-12,  20148 Hamburg, Tel.: 0 40/41 33 16 44, www.4d-eurythmie.de