Deutsche wollen keine Staatschule mehr

Lorenzo Ravagli

Im Jahr 2009 sprachen sich bei einer ähnlichen Umfrage noch 30 Prozent für eine Schule in freier Trägerschaft aus. Der Zuspruch ist innerhalb von zwei Jahren um 13 Prozent gestiegen. Dieser Trend spiegelt sich auch in der wachsenden Nachfrage nach Plätzen an freien Schulen wieder, wie der Präsident des deutschen Privatschulverbandes, Michael Büchler, kommentiert. Eltern finden freie Schulen sogar noch attraktiver: 36 Prozent von ihnen wünschen sich eine Privatschule für ihr Kind. Das Einkommen macht dabei offenbar keinen Unterschied: die Akzeptanz ist bei hohem und niedrigem Einkommen nahezu gleich. 

65 Prozent der Befragten sind überdies der Ansicht, freie Schulen gingen besonders auf die Bedürfnisse der Schüler und Eltern ein, gegenüber 13 Prozent, die das staatlichen Schulen zutrauen.

Noch höher ist die Zahl derer, die sich für einen verstärkten Wettbewerb unter Schulen um die besten pädagogischen Konzepte aussprechen: 71 Prozent der Bevölkerung heißen das gut, in Ostdeutschland sogar 80 Prozent. Offenbar ist die Bevölkerung mit dem staatlichen Bildungsmonopol sehr unzufrieden und wünscht sich mehr Wettbewerb im Bildungssystem. Rund ein Drittel zieht die Schulen in freier Trägerschaft den staatlichen vor. Angesichts dieser Tatsache mutet es wie ein Schlag ins Gesicht an, wenn manche Landesregierungen die Zuschüsse für freie Schulen kürzen oder deren Gründung und Aufbau auf andere Art erschweren.

Derzeit besuchen rund 8 Prozent aller Schüler eine freie allgemeinbildende Schule, der Anteil dieser Schulen an der Gesamtzahl der allgemeinbildenden Schulen liegt bei rund 9 Prozent.

Heute heißt der Slogan nicht mehr: »I don’t need no education«, sondern »Occupy the Education«.