Flotte Bienen werden wieder Mode

Überfüllte Seminarräume, lange Wartelisten für Studienbewerber, steigende Mitgliederzahlen bei jungen Hobby-Imkern: Die Biene erfreut sich dieser Tage einer Beliebtheit, wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Das zeigt sich auch daran, dass die Zahl der Bienenvölker in den letzten Jahren weltweit wieder gestiegen ist. »Solange die Weltmarkt-Preise für Honig und Bestäubung stimmen, wird es auch Imker und Bienen geben«, meinte Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienen der Universität Hohenheim, auf der Pressekonferenz zur 50-Jahr-Feier am 10. März 2014. In Deutschland kommt hinzu, dass immer mehr Menschen der Faszination der Bienenhaltung erliegen und zum Schutz der Natur beitragen möchten. Trotzdem warnt der Bienen-Experte: »Die Forschung und der Schutz zum Erhalt der Bienen muss weiterhin ernst genommen werden.« Dazu gehören ein gesteigertes Verständnis für Pestizide, Parasiten und Krankheiten und die Förderung wichtiger Lebensräume wie Streuobstwiesen. Denn vor allem die Lebensräume der Bienen werden durch den Menschen immer kleiner und gefährden ihren Erhalt für die Zukunft. Und die von den Imkern gehaltenen Honigbienen sind ein unverzichtbarer Indikator für diese Fehlentwicklungen.

Eine Wirtschaftsleistung von geschätzten 2 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland und geschätzten 70 Milliarden Dollar weltweit, außerdem ein jährlicher Honigverzehr in Deutschland von fast 100.000 Tonnen: Das alles machen die fleißigen Bienen-Arbeiterinnen möglich und summen sich so an Platz 3 der wichtigsten Nutztiere in Deutschland hinter Schweinen und Rindern.

So nutzträchtig die kleinen Insekten auch sind, so gefährdet sind sie vor allem durch den Flächenverbrauch. Um auch weiterhin ihren Erhalt zu sichern, suchen die Wissenschaftler der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim nach neuen Lösungsansätzen für das Überleben der Bienen in der heutigen Kulturlandschaft.

Deutschlands letzte Hochburg für universitäre Bienenkunde

Seit 50 Jahren gibt es die Landesanstalt, die Imkertradition existiert bereits seit fast 175 Jahren an der Universität Hohenheim. Als die letzte Einrichtung deutschlandweit, an der angewandte Bienenkunde noch an einer Universität gelehrt wird, ist sie nicht nur führend im Bereich der Bienenpathologie und dem Konfliktfeld Pflanzen- versus Bienenschutz. Sie hat auch maßgeblich dazu beigetragen, den hohen Stellenwert der Biene für Wirtschaft und Umwelt wieder in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik zu rücken. Das zeigen auch die von der Landesanstalt betreuten Bienen, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann seit zwei Jahren in seinem Garten hält.

Bienenzucht ist neues Mode-Hobby

Peter Rosenkranz erinnert sich: »Damals, als ich mit meinem Studium begann, herrschte ein richtiger Hype um Bienenkunde, viele wollten besonders grün sein und Bienen haben. Das hat dann lange Jahre stark nachgelassen.«

Nun sei das Interesse wieder da, wie der Bienen-Kundler berichten kann: »Mittlerweile haben wir bis zu 150 Bewerbungen von Studieninteressierten, obwohl wir nur 50 aufnehmen können. Auch unsere Imker-Seminare sind so überfüllt, dass wir sie auf zwei Räume aufteilen müssen.« Die Zeiten, in denen die Bienenkunde als exotisches Orchideenfach angesehen wurde, seien vorbei.

Imkerei wird schwieriger, Wildbienen stark gefährdet

Doch obwohl die nackten Zahlen zur Entwicklung der Imkerei durchaus positiv sind, kann noch lange keine Entwarnung gegeben werden, so Rosenkranz. »Alle Bienen sind immer noch vielen Gefahren ausgesetzt, vor allem im Bereich der Pestizide und der Parasiten.«

Besonders Wildbienen seien stark gefährdet. »Honigbienen wird es immer geben, solange der Imker sie vor diesen Gefahren schützt und der Honigpreis stimmt. Wildbienen haben diesen Luxus allerdings nicht. Viele ihrer Lebensräume sind durch den Menschen und seine Verbreitung in den letzten Jahren zerstört worden.« Und Lebensräume, die der Mensch nutzt und die überlebenswichtig für die Wildbienen sind – wie z. B. die Streuobstwiesen – werden häufig nicht gepflegt. »Eine Streuobstwiese zu besitzen, ist immer auch mit Aufwand verbunden«, so der Bienen-Experte aus Hohenheim. »Und viele sind nicht bereit, diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Zum Leidwesen der Bestäuberinsekten.«

Kontakt: Universität Hohenheim. Landesanstalt für Bienenkunde, Tel.: 0711/459-22661.