Diese Worte aus der gerade erschienenen Biografie über Tove Jansson, charakterisieren wohl außerordentlich treffend das Leben jener Künstlerin aus Finnland. Es handelt sich nicht um irgendeine Lebensbeschreibung, sondern, wie der Untertitel verrät, um »Die Biografie«. Der Umstand dafür mag darin liegen, dass die Autorin Tuula Karjalainen die Künstlerin Tove Jansson tatsächlich kannte. So beschreibt sie deren Leben einerseits distanziert, andererseits doch fast wie das einer Freundin. Das kam daher, dass sich die beiden Frauen für ein Interview über einen anderen finnischen Künstler trafen und zunächst über ihn, dann über sich selber unterhielten.
Tove Jansson lebte als vielfachbegabte finnlandschwedische Künstlerin von 1914-2001. Man kann durchaus behaupten, sie habe mehrere komplette Karrieren hingelegt: als Schriftstellerin, Grafikerin, Zeichnerin und Malerin. Oftmals, wie beispielsweise in den phantasievollen Erzählungen aus der Welt der Mumintrolle, konnte sie ihr Allroundtalent beweisen. Wer diese Biografie liest, dem wird ein Gesellschaftsbild des 20. Jahrhunderts aufgezeigt, das nicht nur für Finnland gilt, sondern weit über Skandinavien hinaus. Wie frei sie lebte, unbedingt leben wollte, kommt in ihren künstlerischen Arbeiten ebenso zum Ausdruck wie in ihrer durchaus umstrittenen Lebensweise. Die Denk- und Moralregeln ihrer Zeit stellte sie stets in Frage. Mit ihrer Lebensgefährtin Tuuliki Pietilä lebte sie beinahe 30 Jahre zusammen, meist auf einer winzigen Insel in der finnischen Ostsee.
So sei dies Buch all jenen Lesern empfohlen, die unbefangen etwas über eine Künstlerin erfahren wollen, die sie zwar vielleicht aus eigener Lektüre der »Mumin«-Bücher kennen, deren Leben für sie aber bisher im Verborgenen lag. Geschrieben wurde ein sehr umfassendes Panorama über eine Frau, deren Homosexualität für sie das selbstverständlichste auf der Welt war.
Tuula Karjalainen: Tove Jansson – die Biografie, 150 Abb., geb., 352 S., EUR 36,–, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2014