Das Forscherteam um den Arzt und Molekularbiologen Jens Pahnke von der Klinik für Neurologie der Universität Magdeburg und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) hat nach neuen Wirkstoffen gesucht, um den bereits 2011 von ihm beschriebenen Reinigungsmechanismus des Gehirns zu aktivieren.
Hierzu wurden verschiedene Pflanzenauszüge auf ihre vorbeugende und therapeutische Wirkung im Mausmodell untersucht. Positive Befunde erzielten die Forscher mit 80%-igen, ethanolischen Extrakten des Johanniskrauts (Hypericum perforatum). Diese besitzen besonders geringe Konzentrationen an Hyperforin und Hypericin – Stoffen, die für die bekannten Nebenwirkungen und Medikamenteninteraktionen des Johanniskrauts verantwortlich sind.
In ihrer Arbeit können sie zeigen, dass im Gegensatz zu den häufig in der Depressionsbehandlung eingesetzten 60%-igen Extrakten, die 80%-igen Extrakte sowohl die löslichen als auch die unlöslichen Aggregate des giftigen Alzheimerproteins beta-Amyloid signifikant reduzieren (bis zu -50%). Diese Reduktion führte darüber hinaus zu einer Verbesserung der Gedächtnis– und Orientierungsfunktionen. Grundlage dieser Verbesserung war nicht nur die Reduktion der giftigen Ablagerungen, sondern auch die Wiederherstellung der Anzahl der Nervenzellen auf dem Niveau von Gesunden.
Nicht nur die Anzahl von Alzheimer-Plaques wurde verringert, sondern auch deren toxische Abbauprodukte beseitigt. Letztere wurden in den vergangenen Jahren zunehmend mit den Hirnleistungsstörungen bei Alzheimer in Zusammenhang gebracht. Welche Stoffe spezifisch für diese Wirkungen verantwortlich sind, wird derzeit in einem Kooperationsprojekt mit dem Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle und dem Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben untersucht.
Johanniskraut-Präparate werden bisher nur eingesetzt, um depressive Verstimmungen zu modulieren und zu therapieren. Diese kommen häufig bei älteren Personen und hier insbesondere gehäuft bei Demenzpatienten vor. Somit ist eine kombinierte anti-dementive und anti-depressive Behandlung von großem Interesse für diese Bevölkerungsgruppe. Ein frei verfügbares Präparat des Hyperforin/Hyperizin-armen 80%-igen ethanolischen Extraktes wird bereits von Patienten mit Erfolg genutzt.
Titel: Reduced Alzheimer's Disease Pathology by St. John's Wort Treatment is Independent of Hyperforin and Facilitated by ABCC1 and Microglia Activation in Mice.
Journal: Current Alzheimer Research 2013, Vol 10, Issue 10 (Dec)
Publikation: http://www.eurekaselect.com/116826/article