»So viele Fragen habe ich gar nicht erwartet«, sagte Susanne Alex von der Evangelischen Suchtberatung erfreut. Über sechzig Minuten erzählte sie den Schülern, von den Lebensbedingungen anderer Jugendlicher, die kein anderes Zuhause mehr haben als den Asphalt von Stuttgarts Straßen. »Ich wusste nicht, wie schnell es gehen kann, dass man ohne Wohnung auf der Straße steht«, sagt die siebzehnjährige Astrid erstaunt. Ihre Klassenkameradin Julia fügt hinzu: »Jetzt gehe ich mit einem anderen Gefühl an den Menschen vorbei, die auch während des Weihnachtsmarktes betteln.« Erst neulich erkannte sie, unter einer Gruppe Obdachloser, ein Mädchen mit dem sie früher befreundet war. Dabei ist den Betroffenen ihre Notsituation oft peinlich.
»Sie kleiden sich wie andere auch, achten auf Hygiene und sind von den übrigen Jugendlichen kaum zu unterscheiden«, erklärt Susanne Alex. Soll man einem Bettler, der aufdringlich um eine Spende bittet, sein Kleingeld geben, will ein Oberstufenschüler wissen. »Das ist schwierig«, sagt Susanne Alex. «Auf der einen Seite will man helfen, auf der anderen Seite fühlt man sich belästigt.« Schlimmer noch ist, wenn Hilflosigkeit in der Familie zu vorschnellen Entscheidungen führt. Was können Eltern tun, wenn friedliche Gespräche nicht mehr möglich sind? Wo bekommt der Jugendliche Hilfe? »Frühzeitig Unterstützung holen – das Jugendamt hat inzwischen verschiedene Varianten entwickelt, um Jugendlichen und Eltern in der schwierigen Situation zu helfen.« Für die Mitarbeiterin der eva ist klar, dass hierzu eine gewisse Überwindung erforderlich ist. »Wenn die Hemmungen zu groß sind, dort allein hinzugehen, dann begleiten auch die Sozialarbeiter der mobilen Jugendarbeit. Es können auch Freundinnen, Lehrer und Verwandte mitkommen. Die meisten Jugendlichen kriegen das aber hin.«
Informationen gibt es unter www.eva-stuttgart.de