Aphorismen

Pegah Hekmat Navaz

So wie das Wetter veränderlich
so wie die Blume vergänglich
und schön
so ist die Heimat
Wetter und Blume zugleich

Das Verborgene
an der Heimat
bist du

Gibt einem nicht die Einbildung sicher zu sein
die Freiheit sich wie in der Heimat zu fühlen

Die Ferne von der Heimat macht uns nicht schwach
sie macht uns stark und sorgt damit dafür
dass wir der Heimat näher sind als wir wollen

Heimat bleib stehen
so wie und wo du bist
Freiheit veränder dich

Die Heimat bietet Sicherheit
diese Sicherheit gibt einem die Freiheit
sich die Heimat so einzurichten
wie man will 

Das Paradoxe
an der Heimat
ist die Heimat selbst
da sie in sich selbst nicht schlüssig ist
die Vorstellung davon
was Heimat ist
stimmt mit dem
was sie in der Realität ist
nicht überein

Die Heimat ist weit
Die Heimat ist breit
Aber nur die Freiheit
Beschreibt die Unendlichkeit 

Die Sehnsucht nach der Heimat
ist zugleich bitter und süss
denn man sehnt sich einerseits
nach der Heimat
und andererseits will man in dem Zustand der Heimatlosigkeit
verharren
da dieser Zustand voller Wünsche
Träume und Hoffnungen ist


Seit 2007 vergibt die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland einen Jugendförderpreis namens »freispiel«. Teilnehmen können Schüler und Jugendliche ab sechzehn Jahren vor der Berufsausbildung oder dem Studium. Sachgebiet, Methode und Ausdrucksmedium sind frei, die Arbeiten sollen lediglich originell und eigenständig in Idee und Durchführung sein. Im Juni 2010 wurden die vier diesjährigen Preisträger gekürt: allesamt Waldorfschüler.

Wir veröffentlichen einige Aphorismen der neunzehnjährigen Iranerin Pegah Hekmat Navaz, die in Deutschland aufgewachsen ist und in Frankfurt lebt. In ihren Aphorismen thematisiert die Preisträgerin, was es bedeutet, zwei Heimatländer zu haben.

Auf der Homepage www.freispiel-netz.de gibt es Informationen zur Fortsetzung und zu den Bedingungen des Preises. Die neue Runde 2010/2011 läuft bereits. Der Anmeldeschluss ist der 31. Januar 2011, Abgabetermin 13. Mai 2011 und die öffentliche Präsentation am 11. Juni 2011.

Barbara Messmer