Verglichen mit anderen Büchern, die im Zuge der »Sprachförderungswelle« erschienen sind, ist dieses Büchlein eine Wohltat. Die Sprachtherapeutin Heide Mende-Kurz spricht aus ihrer Erfahrung und aus dem Leben heraus. Denn die Not der Kinder, besonders im Bereich der Bewegungs- und Sprachentwicklung, ist groß.
Die Autorin beginnt mit ihrer Therapie ganz vorne: Sie ermutigt junge Eltern, auf einen Schnuller zu verzichten. Sie zeigt, wie das Saugen am Schnuller zu einem falschen Schluckreflex, zu einer schlechten und fehlerhaften Lautbildung, schließlich zu kieferorthopädischen Behandlungen führt. Sie gibt konkrete Hinweise, wie Eltern ihren Kindern den Schnuller wieder abgewöhnen können.
Nach einer kurzen Einführung in die Welt der Vokale, der Konsonanten und der Sprachrhythmen bringt sie viele Beispiele von Tätigkeiten, durch welche das kleine Kind die Welt und ihre Raumdimension mit allen Sinnen entdeckt und erlebt. Über viele Jahre hat sie sehr gute Ergebnisse durch die vielseitige, einfallsreiche Anwendung der guten alten volkstümlichen Kinderreime erzielt. Am Schluss ihres Buches stellt sie eine alphabetisch geordnete kleine Sammlung dieses Sprachschatzes vor. Besonders imponiert hat mir das Kernkapitel »Wer will fleißiger Handwerker sein?« Darin lässt die Autorin die Kinder durch viele Berufe gehen, spricht rhythmische Kinderreime und bastelt, flicht und knetet dabei. Vom Steinmetz zum Schneider über den Schmied, Schreiner, Töpfer, Korbflechter, Schuster und Weber, werden die Kinder »sprachlich wieder gesund«. Leider finden die Fingerspiele von Thilde Lorenz oder die Handgestenspiele von Wilma Ellersiek keine Erwähnung.
Der Leser kann dennoch dankbar sein für die Schätze und Einblicke aus dieser »Wortwerkstatt«.
Heide Mende-Kurz: Sprache statt Schnuller. Alte Kinderreime neu entdeckt, brosch., 110 S., EUR 14,80, Mayer Verlag, Stuttgart 2012