Nyendo – Einsatz in Afrika

Irmgard Wutte

Zu unserem fünften Jahrestag hat Nyendo ein großes Geschenk bekommen: Unsere Schülerfirma genießt nun den Status eines klassenübergreifenden Wahlfaches von Klasse 8 bis 11. Der »Nyendo Coach«, wird von der Schule finanziert. Bisher wurde Beachtliches geleistet:

  • Insgesamt haben 35 Schüler, jeweils 3 bis 14 pro Jahrgang, ein bis zwei Jahre ehrenamtlich und außerhalb des Stundenplanes mitgearbeitet.
  • 30.000 Euro Gewinn wurde erwirtschaftet und den Waldorfschulen in Kenia überwiesen.
  • 17 Schüler in vier Jahrgängen haben zum größten Teil auf eigene Kosten ihr Sozialpraktikum an der Partnerschule in Kenia gemacht und die neue Ware vor Ort eingekauft.
  • Der Verein »Schüler als Unternehmer e.V.« hat die rechtlichen Belange geregelt.
  • Das Projektwird begleitet und getragen von inzwischen sechs Erwachsenen, die sich auf verschiedene Art einbringen.
  • Die Arbeit wurde monatlich mit 400 Euro von verschiedenen Stiftungen unterstützt.

Derzeit werden 16 Schüler aus den Klassen 9 und 10 als »Mitarbeiter« eingearbeitet, so dass sie im kommenden Schuljahr als »Manager« die Firma leiten können und die nächsten Jahrgangsstufen, also dann die 8. und 9.Klasse, hinzukommen können. Die 7. Klasse erlernt die Anfänge der Buchführung anhand des fairen Handels mit Kaffee, als eine Art Probe- und Vorlauf für eine spätere Mitarbeit bei Nyendo. Robert Hell, ein freiberuflicher Waldorflehrer und Unternehmensberater, übernimmt den vierjährigen Nyendo-Lehrgang, der laufend weiterentwickelt wird. Die Schüler erstellen dabei eine persönliche Dokumentation ihrer Ausbildung und Tätigkeit in Form einer Portfoliomappe. Im September soll die ganze Oberstufe an einem einwöchigen Wirtschaftskongress, der an unserer Schule stattfinden wird, teilnehmen. Als Redner sind der Sozialforscher Christoph Strawe und andere eingeladen. Damit wird angeknüpft an den Impuls der Schule, der Nyendo damals grünes Licht gegeben hat: Wirtschaftskunde in den Lehrplan zu integrieren. Wie eine Umfrage von Brigitte Pütz von der Chemnitzer Waldorfschule unter den Oberstufenschülern der Waldorfschulen Mitte-Ost ergeben hat, steht die Frage nach alternativen Wirtschaftsformen bei den Schülern an erster Stelle.

Entscheidend ist, dass »… ich eigene Lösungen finden kann für reale Probleme und an selber gesetzten Zielen wachsen kann«, schreibt ein Schüler auf die Frage, warum er bei Nyendomitarbeitet. Oder »… weil das Gefühl zu helfen, gut ist« und »… weil ich sehen möchte, wie man sich in einem Unternehmen organisiert und sich in das Unternehmen einbringen kann.«

Wichtig für die Schüler sind auch Anerkennung und Erfolg: So gehörten wir zumBeispiel zu den 25 Projekten, die unter den 600 Bewerbern des Startsocial-Wettbewerbs ausgewählt wurden. Als die drei Nyendo-Mitarbeiter von der Feier im Bundeskanzleramt zurückkamen, waren sie ganz aufgeregt und sprudelten mit leuchtenden Augen hervor: »Am liebsten würden wir von der Schule gehen und Nyendo-Filialen gründen, in Frankfurt, Hamburg und Berlin.Wir haben jetzt Kontakte.« Solche Erlebnisse wurden mir zum Schlüssel für die Frage, wie die Jugendlichen heute lernen möchten und können.

Wir haben uns geschämt, weiß zu sein

Als die ersten Elftklässler von ihrem vierwöchigen Sozialpraktikum in Kenia zurückkamen, waren sie wie verstummt. Dann endlich: »Wir haben uns so geschämt, weiß zu sein.« – »Es hat Wochen gedauert, bis ich unsere Gesellschaft wieder aushalten konnte.« – »Ja, warum denn?« – »Die Menschen dort sind so fröhlich und herzlich und hilfsbereit und haben so gut wie nichts, und wir? Wir meckern über alles!« Ein Berichteabend stellte nur einen schwachen Abglanz dessen dar, was man eigentlich nicht in Worte fassen kann.Man braucht den jungen Menschen nur in die Augen schauen und weiß dann, dass etwas tief in ihrem Inneren geschehen ist. Es ist eine Art Initiation, die ihr Leben verändert hat.
Als ein Jahr später einer dieser Schüler einen kenianischen Kollegen auf eigene Kosten für vier Wochen nach Deutschland einlud, meinte er auf meine Frage, wie das für seine Familie war: »Er ist Teil unserer Familie.« Da ich zehn Jahre in Kenia lebte und arbeitete, habe ich an mir selbst erlebt, wie die persönliche Begegnungmit der benachteiligten und leidtragenden Seite unserer Menschheit einen tief ergreift und verwandelt. Die Gespräche mit den jugendlichen Schülern und die gemeinsame Arbeit mit Nyendo bestätigt in dem Bemühen, neue Wege des Lernens in unserer heutigen Zeit zu erproben.

Möchten Sie unsere Arbeit vielleicht unterstützen, indem Sie unsere Ware an Ihrer Schule verkaufen? Der Gewinn Ihrer Verkäufe könnte auch einem bedürftigen Projekt Ihrer Wahl zukommen.

Literatur: Irmgard Wutte: Ein leiser Ruf aus Afrika, Stuttgart 2009
Link: www.nyendo.de