Ganz im Sinne des deutschen Philosophen Johann Georg Hamann (1730-1788) liegt der Fokus der Auszeichnung auf Arbeiten zur Aufklärung und Aufklärungskritik. Gestiftet wird der Preis, der 2013 zum zweiten Mal vergeben wird, vom münsterschen Unternehmerpaar Gertraud und Reinhard Horstmann.
Wilhelm Schmidt-Biggemann veröffentlichte in den Jahren 2012 und 2013 drei Bände einer monumentalen, mehr als 1500 Seiten umfassenden Geschichte der christlichen Kabbala. »Schmidt-Biggemann liefert uns darin die Entwicklungsgeschichte einer Denktradition, die trotz ihrer geradezu sprichwörtlichen Dunkelheit das religiöse Denken des Abendlandes tiefgreifend mitgeprägt hat. Seine Darstellung reicht vom Spätmittelalter bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Man wagt nicht zu viel, wenn man diese Untersuchung heute schon zu einem Standardwerk der frühneuzeitlichen Religionsphilosophie erklärt«, erläutert der münstersche Germanist Eric Achermann, Vorsitzender der interdisziplinär besetzten Hamann-Forschungspreis-Jury, die Entscheidung. »Das Werk zeichnet sich durch diejenigen Tugenden aus, die allen Publikationen des Preisträgers eigen sind: äußerste Belesenheit, souveräne Durchdringung des Gegenstandes und eine Wissenschaftsprosa, die in Sachen Eleganz und Klarheit ihresgleichen sucht.«
In der Forschung ist Wilhelm Schmidt-Biggemann schon lange ein Begriff. 1975 erschien seine viel beachtete Dissertation zu dem deutschen Schriftsteller Jean Paul, seitdem widmete er sich als Verfasser zahlreicher Monografien und als Herausgeber von Sammelbänden und Werkeditionen vorzugsweise schwer zugänglichen, kühn spekulierenden Autoren wie Johann Georg Hamann, Gottfried Wilhelm Leibniz, Baruch de Spinoza und Blaise Pascal. Doch damit sind die geradezu universell anmutenden Forschungsgegenstände des Wissenschaftlers, der seit 1989 an der Freien Universität Berlin lehrt, nicht ausgelotet: »Überschaut man die über vier Jahrzehnte anhaltende Forschertätigkeit«, so Eric Achermann, »erstaunt die Kühnheit, mit welcher Wilhelm Schmidt-Biggemann von Großprojekt zu Großprojekt eilt, ohne dabei auch nur den Verdacht auf Eile, geschweige denn Verirrung aufkommen zu lassen.«
Die feierliche Preisverleihung findet am Mittwoch, 16. Oktober, in der Aula des Schlosses der Universität Münster statt. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung bildet zugleich den Auftakt zu den »Magus Tagen Münster 2013«. Mit den »Magus Tagen« erinnert die »GWK-Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit« an Johann Georg Hamann, genannt der »Magus in Norden«, indem sie Kernprobleme menschlicher Existenz zum Thema literarischer Projekte und interdisziplinärer Gespräche macht. Vom 16. bis 20. Oktober 2013 geht es diesmal unter dem Titel »ach so verstehen wir« um Sinn und Bedingungen, Formen und Grenzen des Verstehens.