Riegels Behauptungen gipfeln im Vorwurf, Beuys habe sich auch der vorsätzlichen Auschwitz-Relativierung schuldig gemacht. Seine Anklageschrift erschien Ende Mai 2013 unter dem Titel »Beuys: Die Biographie«.
Axel Bäse-Wagner und Rainer Rappmann haben nun eine Internetseite eingerichtet, auf der sie ein Gegengewicht zu Riegels Darstellungen schaffen wollen. »In Wirklichkeit«, so schreiben sie, » hatte Beuys zu keinem Zeitpunkt eine wahnhafte Beziehung zu den Schriften Rudolf Steiners, dem Begründer der Anthroposophie. Seine legendären Begriffsbildungen – die »Soziale Plastik« und der »Erweiterte Kunstbegriff« – dienten originär der Weiterentwicklung demokratischer und zutiefst humaner Gesellschaftsstrukturen durch den im Menschen sui generis vorhandenen »künstlerischen Impuls«. Der Vorwurf, den Glauben an eine »Überlegenheit des nordischen Menschen« zu propagieren, widerspriche dem Beuys’schen Kunstgedanken.
Riegels Thesen seien Ausdruck eines monokausalen Menschenbildes, das sich als banal und vollkommen reaktionär zu erkennen gebe. Apodiktisch verlange er eine globale und somit vollständige Revision des Gesamtwerks von Beuys, da alle seine Schüler, Künstlerkollegen, Sammler, Verleger, Ausstellungsmacher, Kuratoren und Kunstwissenschaftler etc. »kollektiv verblendet« seien.