Welche Bedingungen brauchen Kinder, um sich zu beziehungs- und leistungsfähigen Menschen zu entwickeln? Was müssen Frühpädagogen und Betreuungseinrichtungen tun, damit Kinder mit und ohne körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigungen sich zu lern- und arbeitsfähigen Menschen entfalten können? Vor dem Hintergrund der PISA-Studie wächst der Leistungsdruck auch und gerade in der Frühpädagogik. Kindertageseinrichtungen drohen zu »output-zentrierten Förderstätten« zu werden. Gleichzeitig muss die Elementarpädagogik eine inklusive Pädagogik werden, da immer mehr Kinder mit Behinderung in eine Kita aufgenommen werden. Die Autoren betrachten die Frühpädagogik vom humanistischen Standpunkt aus, sie orientieren sich an einem inklusionspädagogischen Menschenbild und geben damit Hilfen und Anregungen für eine situationsorientierte Praxis in der Elementarpädagogik.
Das Fachbuch behandelt die Kinder- und Menschenrechte auf Basis der Korczak-Pädagogik, der UN-Kinderrechtskonvention und der UN-Behindertenrechtskonvention. Es reflektiert die Inklusionspädagogik aus sozial- und erziehungswissenschaftlicher Sicht und geht davon aus, dass achtsame Empathie Bindung und somit eine gelingende Bildung ermöglicht. Weil die Welt sich ändert, wird eine neue Sicht auf das Kind und sein Lebensumfeld propagiert und untersucht, was das den Pädagogen abverlangt und wie die Räume aussehen müssen, in denen die Kinder betreut werden. Frühpädagogik kann dort gelingen, wo Zeit und Raum für die Wahrnehmung unterschiedlicher Bedürfnisse von Kindern und die Anliegen von verschiedenen Kindern ist, wo sowohl das Kind und sein Verhalten aufmerksam wahrgenommen werden können, als auch Erzieher und Erzieherinnen bestrebt sind, sich in der Arbeit mit dem Kind in Frage zu stellen und weiterzuentwickeln, einzeln und im Team, wo Bildungspartnerschaften zwischen Eltern und Fachkräften entstehen, wo Bildung nicht gleichgesetzt wird mit Wissensaneignung und ehrgeiziger Frühförderung, sondern wo Spielräume für lebensnahe Erfahrungen und Lernsituationen entstehen. Praxisbeispiele vertiefen die Darlegungen dieses komplexen Aufgabenfeldes. Die Autoren haben ein praxisorientiertes Fachbuch vorgelegt, das eine Neuorientierung für Kindertageseinrichtungen möglich macht, die gemeinsamer Lebensraum für alle sein wollen.
Armin Krenz, Ferdinand Klein: Bildung durch Bindung: Frühpädagogik: inklusiv und beziehungsorientiert (Fruehe Bildung und Erziehung), kart., 222 S., EUR 19,95, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2012