Billig ist dumm

Mathias Maurer

Liebe Leserin, lieber Leser!

Billig heißt: Am Ende hat einer einen Verlust gemacht, vielleicht sogar mit seinem Leben bezahlt. Unsere Schnäppchen – seien es Bananen oder Autos – ruinieren einem Arbeiter auf einer pestizidverseuchten Großplantage in Südamerika oder in einer Erzgrube in Südafrika die Gesundheit. In der globalen Wertschöpfungskette stabilisiert der Konsument eines Billigprodukts unmenschliche Lebensverhältnisse. Den Letzten beißen die Hunde. Aber das ist ja weit weg.

Billigheimer heißt, Raubau an Pflanze, Tier, Mensch und Erde treiben. Wir verdrängen diese Tatsache und freuen uns über die 70-Cent-Butter oder die Hähnchenschlegel für 1,99 Euro das Kilo im Discounter. Wer einmal eine Schlachtfabrik oder eine Großbäckerei von innen gesehen hat, dem vergeht der Appetit für immer und er beginnt, die Tier- und Feldbefreiungen radikaler Tierschützer und Anti­gentechnikaktivististen zu verstehen. Hinter solchen Preisbildungen stehen komplexe und anonymisierte Wirtschaftswege, die wir verdrängen, auch schon deshalb, weil wir ihre Produktionsbedingungen gar nicht »verdauen« könnten, ohne unsere Lebensweise komplett umstellen zu müssen – so menschen­verachtend, tierquälerisch und umweltschädigend sind sie – für den Erzeuger, die »Ware« und letztlich auch für den Konsumenten.

Wenn im Wirtschaftsleben der Egoismus – sei es der persönliche oder der eines Unternehmens – Kernantrieb des Handelns bildet, wird sich daran – auch wenn es mit dem Feigenblatt grüner und ethischer Nachhaltigkeit etikettiert wird – nichts ändern.

80 Prozent aller Waldorfschulen, die einen warmen Mittagstisch anbieten, verarbeiten zur Hälfte bio­logische beziehungsweise biologisch-dynamische Lebensmittel. Das ist erfreulich, reicht aber nicht.

Abgesehen davon, dass bio nicht gleich bio ist – aber damit lässt sich das Gewissen des Einkäufers auch im Megamarkt leicht beruhigen –, ist Demeter die einzige Marke, die zwar teurer, aber am wenigsten Kompromisse macht: Denn sie bezieht die ganze Entstehungsgeschichte des Endprodukts – die Erzeugung, die Produktion, den Handel und die Vermarktung – mit ein.

Wenn eine Sau auf einem Bauernhof Auslauf hat, draußen im Matsch suhlen kann, kein Mastfutter und Antibiotikum bekommt und auf natürliche Weise sich vermehren darf, muss man nicht zum Vegetarier oder Demeter-Ideologen werden. Man muss einfach wissen, was Sauen ziemt und dass Erdbeeren im Februar zwar in Ägypten, aber nicht hierzulande wachsen.

Aus der Redaktion grüßt

Mathias Maurer