»Bundesland Waldorfschule« fordert Chancengleichheit

Inzwischen entspricht die Zahl der Waldorfschüler fast der Schülerzahl eines ganzen Bundeslandes wie z.B. dem Saarland mit seinen rund 94.000 Schülern. »Angesichts insgesamt zurückgehender Schülerzahlen zeigt dieser stetige Anstieg, dass immer mehr Eltern eine Wahl haben wollen und auch treffen. Dieser Paradigmenwechsel muss sich endlich in der Bildungspolitik niederschlagen«, so Henning Kullak-Ublick vom Bund der Freien Waldorfschulen.

Die freien Schulen dürften nicht länger durch zu geringe öffentliche Zuschüsse in eine private Ecke abgeschoben werden, sondern müssten als Teil des öffentlichen Schulwesens eine angemessene finanzielle Absicherung erfahren. »Nur so können die Eltern auch wirklich von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen«, bekräftigt Kullak-Ublick. In seinen »7 Kernforderungen an die Bildungspolitik« fordert der Bund unter anderem eine echte Chancengleichheit unabhängig von der Finanzkraft der Elternhäuser.

Die Entwicklung der Waldorfschulen zeigt aus der Sicht des Bundes auch, dass ihr pädagogisches Konzept nach mehr als 90 Jahren nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Mit einem klaren Schwerpunkt auf der Förderung jedes einzelnen Kindes biete es all jenen Eltern eine Alternative, die ihre Kinder nicht dem Druck einer zu frühen Selektion aussetzen wollen. In den »7 Kernforderungen« verlangt der Bund, das Recht auf selektionsfreie Bildung im deutschen Grundgesetz zu verankern. Das Recht auf Bildung umfasse kulturelle und musische Angebote, ein Bildungswesen, das mehr als ein Prüfungs- und Berechtigungswesen ist sowie das Recht auf die Entfaltung der Persönlichkeit.

Der Bund weist außerdem darauf hin, dass das Wachstum der Waldorfschulen einen stetig steigenden Lehrerbedarf nach sich zieht. Derzeit sind an Waldorfschulen jährlich ca. 600 Lehrerstellen neu zu besetzen. »Wir wünschen uns, dass immer mehr junge Leute den Beruf des Waldorflehrers als sinnvolle Zukunftsperspektive für sich entdecken«, betont Kullak-Ublick. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Waldorflehrer zufriedener mit ihrem Berufsalltag sind als die Lehrer an staatlichen Regelschulen. Dabei spielt vor allem die Gestaltungsfreiheit eine Rolle, wie in Befragungsergebnissen deutlich wurde, sowie der Schwerpunkt der Waldorfschulen bei der individuellen Förderung der Kinder.