Seit Lehrer Christian Gelleri und eine Handvoll Schüler an der Freien Waldorfschule Chiemgau die neue Währung erfunden haben, hat sie sich Jahr für Jahr weiter verbreitet. Und sie gewinnt immer mehr Mitwirkende.
2011 ist erneut ein Rekordjahr in der bisher neunjährigen Geschichte des »Chiemgauer«-Regiogeld-Vereins. Zum ersten Mal konnte im vergangenen Jahr innerhalb von zwölf Monaten eine Fördersumme von über 50.000 Euro / »Chiemgauern« an soziale Einrichtungen ausgeschüttet werden.
Knapp 3300 Mitglieder beteiligen sich derzeit am regionalen Geldkreislauf. 2470 davon sind Verbraucher, die mit »Chiemgauern« an mittlerweile fast 600 Akzeptanzstellen bezahlen. Über 230 Mitglieder sind Vereine und andere Institutionen, denen die Förderquote zugute kommt.
»Chiemgauer« für den Trachtenverein
Größte Nutznießer in der Chiemsee-Gegend waren bisher die Waldorfschule Chiemgau, der Förderverein der Schüler der Grund- und Hauptschule Übersee und der Trachtenverein »Lamstoana« in Frasdorf.
Weil die begünstigten Vereine die Fördergelder in »Chiemgauern« in der Regel weiter verwenden, zirkuliert das regionale Geld vergleichsweise schnell. Die Kreislaufgeschwindigkeit wird auch dadurch »angeschoben«, dass die »Chiemgauer« an Wert verlieren, wenn sie längere Zeit nicht benutzt werden. Auch der Rücktausch in Euro ist mit einem dreiprozentigen Wertverlust verbunden.
Etwa drei Viertel der eingenommenen »Chiemgauer« werden nach Vereinsangaben im Durchschnitt wieder ausgegeben. So setzten die beteiligten Unternehmen ihrerseits mit den eingenommenen »Chiemgauern« noch einmal gut vier Millionen untereinander um. »Diese Kettenreaktion ist das Erfolgsrezept und sorgt für eine möglichst hohe regionale Wertschöpfung«, so ein Vereinssprecher.
Ein Viertel der »Chiemgauer«-Umsätze tauschen die Unternehmen in Euro zurück. Aus den Einnahmen für den Rücktausch werden die Vereinsförderungen finanziert. 2011 wurden fast 1,7 Millionen »Chiemgauer« zurückgetauscht. Zum Vergleich: 2003, in der Anfangszeit der Regionalwährung, waren es 58.000. Damals waren 10.000 »Chiemgauer« in Umlauf, derzeit sind es über 550.000.
Das »Chiemgauer«-Projekt ist in seinem neunten Jahr die mit Abstand größte Regionalwährung in Europa und sorgt international Interesse. Erst vor wenigen Tagen berichtete der amerikanische Fernsehkanal »CNN International« über die Regionalwährung.
Noch in diesem Monat will der größte griechische Privatfernsehsender eine einstündige Dokumentation über Regiogeld am Beispiel des »Chiemgauers« drehen, um damit eine mögliche Alternative für die griechische Wirtschafts- und Schuldenkrise aufzuzeigen.
Quelle: Chiemgau Zeitung