Corona bei Kindern

Silke Schwarz, David Martin

Um für Fragen rund um Kinder und die Corona-Pandemie eine freie, universitär angesiedelte Forschungsgrundlage zu schaffen, wurde der so genannte »Co-Ki-Multistudienkomplex« entwickelt. Dazu gehört das weltweit erste Register zu Nebenwirkungen, die mit dem Tragen einer Maske in Zusammenhang gebracht werden können (Abb. 1). Dieses Register bezweifelt nicht die Bedeutung des Mund-Nasen-Schutzes, sondern widmet sich einer neuen Forschungsfrage. Denn Eltern, Pädagogen und Ärzte berichten zunehmend von Problemen und gesundheitlichen Beschwerden bei Kindern, die im Zusammenhang mit dem Tragen einer Maske auftreten und bisher wenig bis keine Beachtung finden. Die Ergebnisse dieses Registers sind nicht repräsentativ für die Gesamtheit aller Kinder in Deutschland, sondern bilden das Beschwerdespektrum der von den Eintragenden wahrgenommen Symptome ab. Es ist ein Register zu Nebenwirkungen einer Maßnahme, ähnlich der Online-Meldung von Nebenwirkungen des Paul-Ehrlich Instituts. (https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html)

Angesichts der Ernsthaftigkeit von manchen COVID-19 Verläufen werden im Co-Ki-Register vielleicht gar nicht so große Probleme zusammengetragen: Daten von mehreren tausend Kindern, die unter dem Tragen der Maske leiden.

Bisher fehlt eine genaue Nutzen-Risiko-Analyse des Maskentragens bei Kindern. Um wieviel Prozent steigt das Risiko, dass ein Mensch mit COVID-19 ins Krankenhaus kommt, wenn ein Grundschulkind eine Maskenpause macht oder gar keine Maske trägt? Wieviel Restrisiko sind wir Erwachsene bereit, zugunsten der Lebensqualität der Kinder zu tragen, bei gleichzeitig vorhandenen Forschungsergebnissen, dass Kinder möglicherweise sogar einen Schutzfaktor vor schweren COVID-19 Erkrankungen darstellen? Um solche Fragen kümmert sich dieses Projekt.

Für die Diskussionen rund um das Thema Corona-Maßnahmen bei Kindern möchten wir auf einen Gedanken von Juli Zeh (Schriftstellerin, Juristin und Richterin) hinweisen. Sie regt an, in der polarisierten Debatte um Corona der AHA-Regel eine sogenannte SOS-Regel zur Seite zu stellen: Sensibilität im Umgang mit fremden Ängsten, Offenheit für abweichende Positionen, Sorgfalt beim Formulieren der eigenen Ansichten.

Fact Sheet – Co-Ki Register zur Mund-Nasen-Bedeckung (Maske) bei Kindern

Hintergrund:

Dass Kinder den Mund-Naseschutz (Maske) für nützlich halten könnten, dass sie durch das Tragen Verantwortungsgefühl entwickeln oder sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen, die sich gegenseitig schützt, ist selbstverständlich. Maskentyp, Tragedauer, Pausenzeiten, Tätigkeiten und individuelle Konstitution können jedoch die Verträglichkeit der Maske beeinflussen. Weltweit existiert bisher kein Register für Nebenwirkungen von Masken.

Methode:

An der Universität Witten/Herdecke wurde ein Online-Register aufgebaut, in dem Eltern, Ärzt:innen und Pädagog:innen und andere ihre Beobachtungen zu den Auswirkungen des Tragens einer Maske bei Kindern und Jugendlichen eintragen können.

Bisherige Ergebnisse:

Die Gruppe der Eltern gaben Daten zu 25.930 Kindern ein. Die durchschnittliche tägliche Tragedauer der Maske lag bei 4,5 Stunden. 68% der Eingebenden Eltern berichteten, dass Kinder über Beeinträchtigungen durch das Maskentragen klagen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Gereiztheit (60%), Kopfschmerzen (53%), Konzentrationsschwierigkeiten (50%), weniger Fröhlichkeit (49%), Schul-/Kindergartenunlust (44%), Unwohlsein (42%), Beeinträchtigungen beim Lernen (38%) und Benommenheit/Müdigkeit (37%). Zudem wurde bei 25% der Kinder angegeben, dass sie neue Ängste entwickelt haben. Auch Symptome wie Nasenbluten, maskenassoziierte Rhinitis, allergische Hautauschläge und Pickel im Maskenbereich, Druckstellen hinter den Ohren, verstärkte Migräne, blutige Lippen und weitere Symptome wurden genannt. Dies sind keine Beweise für ursächliche Zusammenhänge.

Weitere Informationen:

https://co-ki-masken.de/; https://co-ki.de

Kontakt:

Dr. med. Silke Schwarz silke.schwarz@koeln.de

Prof. Dr. med. David Martin david.martin@uni-wh.de

Publikationen:

Corona bei Kindern (Co-Ki) Studie: Relevanz von SARS-CoV-2 in der ambulanten pädiatrischen Versorgung in Deutschland.

Martin, D., Reckert, T., Jenetzky, E., Krafft, H., Steuber, C., Fischbach, T., & Schwarz, S. (2020). Monatsschrift Kinderheilkunde.

COVID-19 bei Kindern in Deutschland (www.co-ki.de) – Ein niedrigschwelliges Meldesystem der ambulanten Pädiatrie.

Martin, D., Reckert, T., Jenetzky, E., Krafft, H., Steuber, C., Fischbach, T., & Schwarz, S. Kinder- und Jugendarzt, 51(3). (2020).

Paediatric COVID 19 case with regard to the family infection chain and the psychosocial context. Schwarz, S., Steuber, C., Krafft, H., Boehm, K. & Martin, D. (2020). Clinical CaseReports. DOI:10.1002/ccr3.3331

Corona-Krise und die Versorgungsforschung in der ambulanten Pädiatrie: »We have a dream!« Reckert, T., Kinder- und Jugendarzt, 51(5). (2020).

Corona Kinderstudien »Co-Ki«: Erste Ergebnisse eines deutschlandweiten Registers zur Mund-Nasen-Bedeckung (Maske) bei Kindern. Monatsschrift Kinderheilkunde. Schwarz, S., Jenetzky, E., Krafft, H., Maurer, T. & Martin, D. (2020). (submitted)

Weiterhin sind alle Eltern, Ärzte, Pädagogen und andere zur Teilnahme an www.co-ki-masken.de eingeladen, um ihre Beobachtungen zu Wirkungen, die beim Tragen der Maske auftreten, zu dokumentieren. Das Register steht bald auch in englischer Sprache zur Verfügung.

Zu den Initiatoren:

Dr. med. Silke Schwarz ist Leiterin der Beratungsstelle Kindgerecht und Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Medizin-theorie, Integrative und Anthroposophische Medizin der Universität Witten/Herdecke.

Prof. Dr. med. David Martin ist Kinderarzt und Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin der Universität Witten/Herdecke.

Gemeinsam haben sie die Initiative Lebensweise www.lebens-weise.org gegründet.