Das Leben in Ägypten wird farbenprächtig in Szene gesetzt, jede Menge Lokalkolorit, gleich zu Beginn wird der Junge in einer Schlägerei auf der Straße verwickelt – eine ganz normale Kindheit eben. Das ist der Versuch dieses Spielfilms, vor dem Hintergrund des gewöhnlichen Menschenlebens, in alltäglichen Abläufen das Wunder des Göttlichen allmählich zu entwickeln. Keine schlechte Idee. Dazu werden einige Szenen des apokryphen Kindheitsevangeliums von Thomas ausdrücklich zitiert.
Jesus (Adam Greaves-Neal) fragt sich und seine Eltern Joseph (Vincent Walsh) und Maria (Sara Lazzaro) ständig nach den rätselhaften Umständen seiner Geburt, von denen er natürlich reden hört. Die wundersamen Kräfte, über die er verfügt, sind ihm ebenso unbegreiflich. Die staunende Kinderseele will Antworten und wird zunehmend aufmüpfiger, als sie keine bekommt.
Dieser Spielfilm ist natürlich eine Gratwanderung, er ist rührselig, aber er stürzt nicht ab in den Kitsch. Das hat Regisseur Cyrus Nowrasteh sorgsam vermieden – aufgewachsen in den USA, ist er iranischer Herkunft, sein Vater war Berater des Schah von Persien. Er zeigt die politische Lage im damaligen Palästina, das jüdische Leben unter römischer Besatzung recht drastisch nachvollziehbar. Sean Bean, der bekannte Borumir aus »Herr der Ringe«, spielt den Centurio Severus, der unfreiwilig zum Schlächter wird. Die kurzen Szenen in Herodes Palast folgen dem üblichen Orgien-Klischee. Wundervolle Landschaftsaufnahmen, gedreht wurde in Italien, flirrendes Licht in Olivenhainen – die Idylle korrespondierend mit der permanenten Bedrohung. Dies als Bild der inneren Auseinandersetzung im individuellen Menschenherzen. Das darf schon rühren. Die Heilige Familie auf der Flucht ist aktuell eine naheliegende Vorstellung. Es gibt kluge Dialogsätze wie den folgenden, als Joseph sich fragt: Wie erklären wir Gott seinem eigenen Sohn? Auch wenn wir keine Heiligen sind – jedes Kind stellt uns in seiner Herkunft vor diese Frage.
Der junge Messias, Filmdrama, USA, Regie: Cyrus Nowrasteh, 112 Min., FSK:12 Jahre