Den Sprachunterricht an der Leistungsfähigkeit der Kinder messen

Karin Krapp

Sehr geehrter Herr Baldszun,

Frau Hellstern zeigte Schwachpunkte aus dem praktischen Sprachunterricht auf, die alltägliche Erfahrungen von Schülern und Eltern an vielen Waldorfschulen wiedergeben. Das hat nur am Rande etwas mit theoretisch richtigen Ansätzen zu tun. Der Misserfolg in vielen einzelnen Fällen, dass unsere Kinder sich erfolglos und inkompetent fühlen, ist nicht zu leugnen. An diesem Punkt interessiert mich keinerlei Menschenkunde, Philosophie oder Methode mehr. Ich messe uns am Ergebnis bei den Kindern. Ich bin eine begeisterte Anhängerin insbesondere der Inhalte des Sprachunterrichts an Waldorfschulen. Ich habe nach einer Ausbildung zum Fach Klassenlehrer und Französischunterricht an der anthroposophischen Hochschule in Mannheim zahllose Fortbildungen für den Sprachunterricht besucht. An keiner öffentlichen Universität bin ich so begeisterten und überzeugenden Lehrern begegnet. Aber die alltäglichen Probleme entstehen nicht aus dem Umgang miteinander, sie sind methodischer Art. Wir dürfen und müssen uns jeweils an unsere Schüler anpassen. Unsere Stärke ist die Philosophie hinter dem Unterricht. Unsere Schwäche ist es, die Philosophie wichtiger zu nehmen als das Ergebnis. Warum überprüfen und variieren wir nicht unsere Methoden?

Es geht nicht darum, Waldorfpädagogik zu bestätigen, es geht darum, das Richtige für die Kinder zu tun. Eine konstruktive Diskussion über den Fremdsprachenunterricht an Waldorf­schulen ist meiner Ansicht nach dringend geboten.

Zur Autorin: Karin Krapp ist Französischlehrerin mit Waldorfausbildung an zwei Grundschulen