Der Drache und der arme Student

Philip Nierste

Hallo liebe Erziehungskunst-Redaktion,

im Rahmen unserer Suche nach Lehrern ist ein Text entstanden, den ich Ihnen gerne schicken möchte, mit freundlichen Grüßen aus der Freien Waldorfschule Aachen.

Es war einmal ein armer Student. Der wusste nicht recht, was er tun sollte und zog in die Welt hinaus. Am Ende seines Geldbeutels traf er auf den Drachen Notwendigkeit. Dieser stellte ihn bei sich im Hause an. Sieben Jahre lang arbeitete der arme Student für den Drachen. Er putzte Tabellen und jätete die Langeweile im Garten, außerdem half er die Leute im Umland erschrecken. Nach sieben Jahren rief ihn der Drache und sprach: »Student, Deine Zeit bei mir ist abgelaufen. Du
bist frei und kannst tun, was Du willst. Aber vergiss nicht, was Du bei mir gelernt hast!«

Da ging der Student so für sich hin und traf ein paar Kinder am Straßenrand. »Kinder, was spielt ihr denn da?« »König und Königin auf einem rauschenden Fest!« »Aber da sind keine Könige!« »Da, diese Steine, das ist die Königsfamilie. Und diese Zweige sind ihr Palast«. Da sah der Student, dass die Kinder sich zu helfen wissen, wohl besser als manch anderer. Und er lud die Kinder, mit ihm in die Schule zu gehen, damit sie ihm ihre Kunst beibringen, wie man aus Steinen Könige und aus Zweigen Paläste macht. Er aber wollte ihnen zeigen, was er selbst vom Drachen Notwendigkeit gelernt hatte und was sein eigener Witz ihm noch dazu eingab. So wurde der Student zum Schüler, die Kinder aber lernten für ihr Leben gern.

Philip Nierste, Englischlehrer