Medien

Der Podcast aus der Waldorfschule

Nadine Mescher

Es war die Zeit des ersten Lockdowns. Plötzlich standen wir, wie so viele andere Lehrer:innen auch, vor einer großen Herausforderung, dem Distanzlernen. Es für unsere damals noch sehr jungen Schüler:innen zu organisieren, war eine schwierige Aufgabe. Dabei wollten wir auch aus der Ferne die Schüler-Lehrer-Beziehung so gut wie möglich weiter pflegen. Technik und Digitalisierung zogen immer weiter in unseren Alltag ein. Der Lockdown führte zu deutlich mehr Bildschirmzeit: Arbeit und Kommunikation, Austausch in sozialen Netzwerken. In den sozialen Medien ergaben sich einige Kontakte und es entstand ein reger Austausch unter Waldorflehrer:innen und -eltern deutschlandweit.

Für uns beide waren Podcasts neben Büchern eine bildschirmfreie Alternative, um sich zu informieren oder unterhalten zu lassen. So sind wir zunächst selbst auf den Podcast gekommen. Wir hörten Podcasts, in denen locker über bestimmte Themen gesprochen wurde. Hier kann man besonders gut zuhören. Doch unsere Suche nach einem »Waldorfgespräch« ging leer aus, denn einen solchen Podcast gab es noch nicht.

Wie man einen Podcast selbst produziert, lernte Nadine dann, als sie das Geschichtenerzählen für ihren Erzählteil auf Distanz erprobte. Die Eltern meldeten zurück, dass die Kinder sich sehr darüber freuten, endlich einmal wieder die Stimme ihrer Lehrerin zu hören und den Geschichten gerne lauschten. Daraus entstand dann der erste eigene Podcast »Märchen mit Klang«, der auch sehr erfolgreich wurde und bis heute weitergeführt wird.

Die Idee des »Waldorfgesprächs« aber blieb weiter bestehen und nahm auch immer mehr Form an. Wir hatten bereits gelegentlichen Kontakt und so hat es sich ergeben, einen Waldorf­podcast als Waldorflehrergespräch über unseren Schulalltag und zu pädagogischen Themen zu starten.

Dabei zeigte sich, dass wir von Anfang an sehr gut an allen Aufgaben des Podcasts zusammenarbeiten konnten und uns auch gut ergänzten. Nicht nur die technischen Fragen und das Sprechen am Mikrofon, sondern auch die Vor- und Nachbereitung der Podcastfolgen haben wir gemeinsam gut angehen und entwickeln können. Wir waren uns auch von Anfang an darüber einig, dass wir in hoher Qualität produzieren wollten und haben sowohl in technisches Equipment, als auch in Beratung und Produktion investiert. Niemand möchte schließlich einen Podcast hören, in dem es rauscht oder hallt. Im Februar 2021, nach fast viermonatiger Vorlaufzeit, war es dann so weit: Wir starteten »Kaffee, Kreide, Morgenspruch« gleich mit einer Doppelfolge.

Wir stehen für unseren Podcast in regelmäßigem Austausch, lesen gemeinsam die Nachrichten und E-Mails unserer Hörer:innen und haben kleinere Redaktionssitzungen. Damit er inhaltlich keine »Einbahnstraße« wird, beziehen wir von Beginn an die Fragen und Erzählungen unserer Follower bei Instagram mit ein. Zusätzlich sind unsere Hörer:innen in jeder Folge dazu eingeladen, uns zu schreiben und Rückmeldung zu geben. Wir erhielten sehr viel positive Resonanz, die uns weiter bestärkt hat und uns natürlich auch hilft, den Podcast interessant zu gestalten.

Unser Podcast beginnt meist mit Erzählungen aus unseren aktuellen Epochen und Alltagserlebnissen, anschließend besprechen wir ein Thema aus der Waldorfpädagogik genauer: Was hat es damit auf sich, welche Erfahrungen haben wir selber damit in der täglichen Praxis gemacht. Dabei gehen wir auch auf Fragen und Zuschriften unserer Hörer:innen ein.

Ein Thema, das dabei immer wieder zur Sprache kam, war die Vielfalt der Waldorfschulen. »Kennst du eine, kennst du alle«: das gilt nicht wirklich für Waldorfschulen. Jede Schule hat schließlich ihre eigene Gründungsgeschichte, Entwicklung, Schwerpunkte und Menschen, die vor Ort gestalten, quasi einen eigenen »Schulgeist«.

Daraus ist dann bei unserer Planung für das Jahr 2022 eine neue Rubrik in »Kaffee, Kreide, Morgenspruch« entstanden: Waldorf stellt sich vor.

Hier sind alle Waldorfinitiativen eingeladen, sich gegen eine Beteiligung an unseren Produktionskosten vorzustellen und von sich zu berichten. Das kann als Interview geschehen oder wir stellen Eure Einrichtung nach einem Vorgespräch vor. Die jeweilige Podcastfolge kann dann auch durch die eigene Öffentlichkeitsarbeit geteilt und auf der Homepage eingebunden werden. Sie bleibt dauerhaft verfügbar. So möchten wir Schulen, Kindergärten & Co. eine weitere Form der Sichtbarkeit anbieten, auch zur Lehrer-/Schüler*innengewinnung. Gleichzeitig erhalten unsere Hörer:innen ein Bild von der Vielfalt der Waldorfbewegung und wir selbst einen Ausgleich unserer Produktionskosten. Damit ist der Fortbestand des Podcasts in seiner gewohnten Qualität gesichert.

Zu Beginn des Jahres haben 7259 Hörer:innen unsere Folgen gehört. »Kaffee, Kreide, Morgenspruch« erscheint einmal im Monat und ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt oder über Nadines Blog: www.montagskindblog.de/podcasts/. E-Mails an uns dürfen gern an waldorf­lehrerin@posteo.de geschrieben werden. Sie erreichen uns beide.

Dustin Muzik ist 28 Jahre alt, Klassen- und Musiklehrer, dazu Mitglied der Schulführung, Schuldelegierter, Mitglied der LAG NRW und Lehrervertretung in der Schulpflegschaft an der Waldorfschule Mülheim/Ruhr. Instagram: @dustinsleben

Kommentare

Es sind noch keine Kommentare vorhanden.