Was für ein Film! Der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilmer Taggard Siegel hat einen Film über die Bienen gedreht, der eigentlich ein Film über die Zukunft der Menschheit ist. Denn die Bienen liefern nicht nur süßen Honig, sondern sichern durch ihren unermüdlichen Bestäubungsfleiß den Fortbestand der Hälfte unserer pflanzlichen Nahrungsmittel.
Im Winter 2006/2007 breitete sich in den USA ein massives Bienensterben aus, das als Colony Collapse Disorder (CDC) bekannt wurde. Im Frühjahr 2007 brachen in mehr als der Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten bis zu 80 Prozent der Bienenvölker plötzlich und scheinbar grundlos zusammen. Bis heute ist ungeklärt, warum alle erwachsenen Bienen ohne erkennbaren Grund aus dem Stock ausfliegen und sterben, während die Königin, die Brut und junge Bienen weiterhin im Stock bleiben. Rätselhaft bleibt auch, warum in der Umgebung der Bienenstöcke keine toten Bienen gefunden werden. Es scheint, als verschwänden sie einfach.
Bei Recherchen zu seinem Film über das Bienensterben stieß Taggard Siegel auf Rudolf Steiners Vorträge über das Wesen der Bienen. Bereits 1923 hatte Steiner die Befürchtung ausgesprochen, eine fortschreitende Industrialisierung der Bienenhaltung könne bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zur Ausrottung dieser einzigartigen Geschöpfe führen. Daraufhin begab sich der Filmemacher auf eine Entdeckungsreise über die Lebensbedingungen dieser »Königinnen der Sonne«. Er besuchte weltweit Imker, die Rudolf Steiners Anregungen zur Bienenhaltung berücksichtigen und ging zugleich den Ursachen der CDC auf den Grund.
Herausgekommen ist ein Film, in dem sich atemberaubend schöne Filmsequenzen aus dem Zusammenleben von Bienen und Pflanzen mit Interviews und Analysen abwechseln. Tief erschreckenden Bildern von riesigen Trucks, mit denen drei Viertel der amerikanischen Bienenvölker in Containern durch das Land gefahren werden, um gigantische Monokulturen zu befruchten, stehen Begegnungen mit wunderbaren Menschen gegenüber, die ihr Leben den Bienen verschrieben haben.
Taggard gelingt mit seinem Film das fast Unmögliche, indem er eine menschengemachte Katastrophe ungeschminkt zeigt, zugleich aber durch den liebevollen Blick seiner Kameras eine tiefe Sympathie für das Wesen der Bienen weckt und höchst interessante und originelle Menschen zeigt, die rund um den Globus daran arbeiten, den Bienen etwas von dem zurückzugeben, was wir ihnen verdanken.
Da die Filmsprache englisch ist, eignet sich der Film auch hervorragend für den Unterricht in Oberstufenklassen. Sehen Sie selbst!
Queen of the sun – What the bees are telling us. Dokumentarfilm, 82 Min., Regie: Taggard Siegel, USA 2011. Bestellungen über: www.queenofthesun.com