Die Rücktritte von Mannheim. Ein Kommentar

Mathias Maurer

Der Antrag setzte voraus, dass innerhalb von drei Jahren die Zahl der dort Studierenden mehr als verdreifacht, das akademische Lehrpersonal entsprechend erhöht und die Teilfinanzierung über Drittmittel aus Stiftungsgeldern langfristig gesichert ist. Ausbildungs- und Finanzierungsrat konnten nach monatelangen und schwierigen Beratungsgesprächen mit dem Antragsteller dieser unsicheren Planung nicht zustimmen, zumal dies eine Abweichung aus dem derzeit gültigen leistungsorientierten Finanzierungsmodell bedeutete. Diese Empfehlung der Räte wurde von den Voten der Drittmittelgeber DAMUS-Stiftung (Götz Werner und Benediktus Hardorp) und der Software-Stiftung (Walter Hiller) in der Aussprache maßgeblich konterkariert. Die DAMUS- und Voith-Stiftung unterstützen mit viel Geld die Mannheimer Initiative; auch die Software-Stiftung hat ihre Unterstützung in Aussicht gestellt.

Ein finanzielles Engagement von Wirtschaftsunternehmen für die Bildung (Kulturleben) ist grundsätzlich zu begrüßen und keine Empfehlung eines Bundesgremiums ist sakrosankt. Fraglich erscheint jedoch der Vorgang selbst, der zu dieser Entscheidung führte. Dürfen Statements, die zwar Stimmung machen, aber wenig zur Sache selbst beitragen, von nicht stimmberechtigten Geldgebern auf einen Meinungsbildungsprozess der Mitglieder kurz vor einer Abstimmung eine fundierte Empfehlung schnell mal aus den Angeln heben? Wäre es nicht »sauberer« gewesen, ein aus der Mitgliederversammlung kommendes Abstimmungsergebnis abzuwarten und dann mögliche Drittelmittelgeber zu fragen, ob sie sich an den Folgen dieser Entscheidung finanziell beteiligen möchten?

Die Mehrheit der Mitglieder (55 Prozent) sprach sich am Ende für das riskante Projekt aus. Die Minderheit könnte sich manipuliert gefühlt haben. Konsequenterweise folgten die Rücktritte. Nun muss der Bund der freien Waldorfschulen und seine Mitglieder ihr Verhältnis zu den Räten und dem Bundesvorstand neu klären.

Siehe auch den Kommentar von Benediktus Hardorp