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Drei Jahre CO2ero – Klimaneutrale Waldorfschulen

Dorit Binder, Stefanie Keinki
Von links hinten: Dorit Binder, Ilmari Binder, Sebastian Arnd, Max Gambardella, Sophia Dasch, Anna Steinhardt. Vorne: Clara Schlotheuber, Bernadette Thur, Janina Binner. Nicht im Bild: Stefanie Keinki.

Der Anfang

Als im April 2020 der erste Artikel zu unserer Idee in der Erziehungskunst erschien, hätte niemand von uns gedacht, dass wir mit ihr so weit kommen würden. Inzwischen haben wir mit der Unterstützung des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) viel erreicht. Heute können wir von uns sagen, dass wir 30 Bildungseinrichtungen betreut und Hunderte von Menschen erreicht haben – direkt und indirekt. Diese Menschen arbeiten tagtäglich daran, ihre Einrichtungen (ökologisch) nachhaltiger zu machen, was wiederum eine große Strahlkraft hat.

Im Frühjahr 2020 hatten wir die ersten Gespräche mit Christoph Dörsch vom BdFWS und schnell zeichnete sich ab, dass hier eine gute Partner:innenschaft entstehen würde. Der Bund hatte schon länger vor, mehr im Bereich Nachhaltigkeit aktiv zu werden und wir hatten Ideen, Zeit und Energie. Also starteten wir gleich im Herbst 2020 mit sechs Pilotschulen in unserem ersten Jahr der Betreuung. Unser Ziel ist es, die Schulen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu begleiten und zu unterstützen.

Das erste Jahr

Um unsere Pläne in die Tat umsetzen zu können, beantragten wir gemeinsam mit dem BdFWS Gelder bei der Software AG-Stiftung und der Waldorf-Stiftung. Beide konnten wir mit unseren Ideen begeistern, sodass ab Januar 2021 unsere bisher ehrenamtliche Arbeit vergütet werden konnte, indem der BdFWS unter seinem Dach feste Arbeitsplätze für unser Projekt schuf.

Ein besonderer Moment war der erste Workshop, der an unseren Projekteinrichtungen stattfand. Die Menschen waren begeistert und freuten sich über die Unterstützung durch Akteur:innen außerhalb der Schulgemeinschaft. Mit dabei zu sein, wenn Maßnahmen umgesetzt und Ziele erreicht werden, macht alle Alltagsmühen unserer Arbeit wett. Es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Neben der individuellen Betreuung der einzelnen Einrichtungen ist uns auch die Vernetzung der Projektschulen untereinander wichtig. So organisierten wir Webinare, Vernetzungstreffen und einen Nachhaltigkeitskongress. Mit dem Kongress wollten wir das Thema für die ganze Waldorfbewegung sichtbar machen und den betreuten Schulen einen Raum zum Lernen und Austausch bieten. Dass er covidbedingt online durchgeführt wurde, kam zu unserer Überraschung sehr gut an und hatte einige Vorteile, weswegen er auch weiterhin online stattfindet.

Das zweite Jahr

Glücklicherweise konnte wir zusammen mit Christoph Dörsch die Software AG Stiftung, die Waldorf-Stiftung und die von Tessin-Stifung dafür gewinnen, uns für weitere anderthalb Jahre zu fördern.

Zum zweiten Schuljahr konnten wir elf neue Waldorfschulen, eine Schule des anthroposophischen Sozialwesens und einen Waldorfkindergarten aufnehmen. Für die neu dazugekommenen Einrichtungen passten wir unser Konzept etwas an. Gleichzeitig entwickelten wir das zweite Begleitungsjahr gemeinsam mit den sechs Schulen, die wir bereits ein Jahr begleitet hatten.

Von Beginn an legten wir großen Wert auf die Kooperation mit anderen Klimaschutzprojekten in Deutschland. Unser Ansatz ist es, bereits bestehende Strukturen zu nutzen, da wir ein gemeinsames Ziel haben, dass wir schneller und besser erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten. Dadurch konnten wir beispielsweise in diesem Schuljahr für die Treibhausgasbilanzierung von unserem Excel-Bilanzierungstool auf den Schulrechner von Schools for Earth, dem Schulklimaprojekt von Greenpeace, umsteigen. Auch im Team hat sich in diesem Jahr viel getan. Durch eine Umstrukturierung der Stellenanteile fanden wir zwei weitere Menschen und waren plötzlich das erste Mal in der Position, Vorstellungsgespräche in Absprache mit dem BdFWS zu führen. Außerdem bekamen wir im zweiten Halbjahr unseren ersten Praktikanten. So lernten wir immer mehr, wie Arbeitgeber:innen zu denken und Verantwortung zu übernehmen. Wir sind dem BdFWS und Christoph Dörsch dankbar, dass wir in unserem Projekt so selbstständig agieren können und unterstützt werden, uns frei zu entfalten. So haben wir uns projektintern entschieden, auf klassische Hierarchien zu verzichten. Wir bekommen alle denselben Stundenlohn und arbeiten selbstverantwortlich im jeweiligen Bereich.

Das dritte Jahr

Da unsere sechs Pilotschulen nun durch unsere zwei Jahre Begleitung gewandert waren, entließen wir sie in die Selbstständigkeit. Da es dem BdFWS wichtig war, dass nicht nur Waldorfschulen, sondern auch Waldorfkindergärten und andere freie Schulträger begleitet werden, nahmen wir nicht nur sieben neue Waldorfschulen, sondern auch einen Waldorfkindergarten und eine Montessorischule in unser Projekt auf. Die Montessorischule half uns, Erfahrungen mit anderen Schultypen zu sammeln. Denn von Anfang an war klar, dass wir nur für eine begrenzte Zeit als Projekt des BdFWS bestehen würden.

Ausblick und Gründung

Ab August 2023 werden wir auf eigenen Beinen stehen. Ende 2022 haben wir unseren Verein CO2ero e.V. gegründet und arbeiten seitdem parallel zur laufenden Betreuung an Projektideen für die Zukunft. Unser Ziel ist es, Bildungseinrichtungen möglichst effizient dabei zu unterstützen, ihre Emissionen zu senken und heranwachsende Generationen im Umgang mit der Klimakrise zu schulen. Wir sind aktuell dabei, verschiedene Projektideen auszuformulieren und Gelder dafür zu beantragen. Ob wir nun PV-Beratung, Multiplikator:innenschulung oder eine Studie zum Stand aller Waldorfschulen im Bereich Klima umsetzen, wird sich zeigen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

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