Monatsmeinung

Erwachsenwerden begleiten

Angelika Lonnemann

Die Aktivist:innen der Letzten Generation kleben sich heute auf Straßen, Flughafen-Landebahnen und an Dirigentenpulten fest, sie werfen Kartoffelbrei und Tomatensuppe auf Glasscheiben, hinter denen Kunstwerke hängen. Sie sind zornig, wollen den Planeten retten und haben das Gefühl, mit weniger spektakulären Aktionen würde ihnen niemand zuhören. Auch an Waldorfschulen gibt es Oberstufenschüler:innen, die Veränderungen einfordern und gestalten. Sie engagieren sich zum Beispiel dafür, ihre Schulen klimaneutral zu machen (der Bund der Freien Waldorfschulen unterstützt diese Initiativen übrigens mit dem Projekt www.co2ero.de).

Waldorfschulen stellen sich die Aufgabe, junge Menschen lebenstüchtig zu machen, so dass sie sich aktiv und zukunftsorientiert für die Gesellschaft einsetzen wollen und können – im Selbstvertrauen und im Vertrauen in die Welt. Diese Aufgabe scheint in diesen Zeiten mit Klimawandel, Krieg und Energiekrise noch anspruchsvoller als zuvor.

In diesem Heft widmen wir uns der Schulphase vor dem Verabschieden in die Erwachsenenwelt, der Oberstufe. «Waldorfschulen geraten in einen Zielkonflikt zwischen dem Waldorfabschluss mit Theater, Kunstreise, Jahresarbeit und Eurythmieabschluss und der Einhaltung der Regeln für staatliche Abschlüsse», schreibt etwa Stefanie von Laue. Dass Schüler:innen lernen, sich selbst ein Urteil zu bilden, sei «die größte Herausforderung», sagt der Professor für Mathematikdidaktik Walter Hutter im Interview mit Heidi Käfer. Die junge Chemielehrerin Anna Heinzmann beschreibt, wie es ihr gelingt, Neugierde zu wecken und intellektuelles Verständnis wachsen zu lassen. Klaus-Peter Freitag berichtet von den Versuchen, den Waldorfabschluss als gleichwertigen Abschluss anerkennen zu lassen und von der Entwicklung eines Abschlussportfolios.

Wird es der jungen Generation gelingen, ihre Forderungen nach strengeren Klimaschutzregeln durchzusetzen? Wird es in vier Jahren ein Tempolimit in Deutschland geben, wird es genügend Windräder und Solaranlagen geben, damit wir Kohle- und Gaskraftwerke abschalten können? Ich wünsche es uns. Ihnen wünsche ich trotz aller Krisen Zuversicht und ein Gutes Neues Jahr.

Kommentare

Es sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar hinzufügen

0 / 2000

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser wird nach Prüfung durch die Administrator:innen freigeschaltet.