Elternarbeit im Wandel. Vom BER zur BuKoWE

Jan Florian Maas

Welche Vielfalt bei genauem Betrachten in einer Landschaft versteckt sein kann, wurde für die Teilnehmer des Elternrates aus elf Bundesländern eindrucksvoll erfahrbar: tägliche Ausflüge in alte und neue Themengebiete der Elternarbeit zeigten, wie viele Überraschungen unter der Oberfläche schlummern. Da reichte ein oberflächlicher Blick meist nicht aus, um die Formenvielfalt und speziellen Ausprägungen einer Sache wahrzunehmen. So lernten die Elternvertreter bei ihren täglichen Wanderungen mit fachkundiger Begleitung, was es heißt, mit offenen Augen und Ohren aufmerksam auf jedes Detail zu achten.

Erstaunlich oft entpuppt sich ein scheinbar einfacher Zustand als komplexe Symbiose von mehr Beteiligten, als es zunächst den Anschein hat. Wie schaffen wir zum Beispiel einen Konsens in den Bundesländern zur einheitlichen Anerkennung der Abschlüsse – den »Master of Arts«? Woher nehmen wir die vielen neuen Lehrkräfte, wenn in den kommenden Jahren besonders viele in den Ruhestand wechseln – und sind wir für die finanziellen Belastungen ausreichend gerüstet? Wo beginnt Inklusion und wie geht man mit den Tücken der sprachlichen Ausgrenzung um? Und wir gaben uns einen neuen Namen: »Bundeskonferenz der Waldorf-Eltern« (BuKoWE).

Bessere Vernetzung

Es gibt viele aktuelle Themen, die eine intensivere Einbindung der Elternschaft erfordern – schließlich war ja Rudolf Steiners Kernidee eine von Eltern und Lehrern gemeinsam getragene Schule. In Zeiten des Auf- und Umbruchs braucht es wachsame Beobachter, damit dieser Auftrag nicht aus dem Fokus gerät. Für die nötigen Kurskorrekturen ist es dann gelegentlich nötig, selbst aktiv Hand anzulegen – mit den entsprechenden Reibungskonflikten.

In manche Themen bringen äußere Entwicklungen eine zusätzliche Dynamik: So kippte ein Verfassungsgerichtsurteil vom 15.11.2013 die Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft in Sachsen. Das derzeitige Verfahren sei dadurch verfassungswidrig und bedürfe einer Neuregelung, so Birgit Thiemann, Elternsprecherin der Region: »Einzigartig für ganz Deutschland ist, dass Sachsen laut seiner Landes­verfassung freie Schulen mit öffentlichen Schulen gleichstellt. Durch dieses Urteil (Neuregelung bis Ende 2015 erforderlich) ist die historische Chance gegeben, diesen Verfassungsspruch zu realisieren.« Damit eine solche Entwicklung am Ende zu einer Verbesserung an all unseren Schulen führt, ist eine gute Vernetzung in die Regionen und untereinander wichtig. Nicht alle wesentlichen Informationen finden automatisch ihren Weg. Wirksame Elternarbeit braucht das persönliche Gespräch und darüber hinaus die zeitnahe Aufklärung über die jeweilige Faktenlage.

Es ist ein strategisches Anliegen der BuKoWE, künftig für mehr Transparenz zu sorgen. Um dies zu erreichen, wird die interne Kommunikation und der begleitende elektronische Austausch wichtiger Details, Vorlagen und Entscheidungen neu strukturiert. In der Öffentlichkeitsarbeit will sich der BuKoWE mit dem Bundesvorstand koordinieren.

Veränderung gegenüber historischen Aufgaben sowie das Einbringen in viele neue Gremien und Arbeitsgemeinschaften des Bundes der Freien Waldorfschulen war dann auch der Grund für eine neue Geschäftsordnung. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten und nach vielen Monaten Vorarbeit endlich eine Fassung verabschiedet, die die heutige Realität widerspiegelt.

Für die Eltern-Delegierten bedeutet Mitarbeit in der BuKoWE oft Verzicht auf Familienzeit sowie berufliche und finanzielle Einschränkungen, manchmal auch zusätzliche Belastung durch Reisekosten, wenn sich Schulen oder Landesarbeitsgemeinschaft noch nicht auf die Kostenübernahme geeinigt haben. Wer dabei bleibt, tut es aus Lust am Gestalten und mit Herzblut für die Sache.

Zum Autor: Jan Florian Maas ist Sprecher im Hamburger Elternrat.