Kinder wollen eine Begleitung in die Welt der Erwachsenen. Sie wollen keinen Sonderweg, sondern ahmen den Weg der Erwachsenen nach.
Kinder wollen sehen, erleben und auch tun. Das ist eine schwere Bürde für moderne Erwachsene: Sie müssen plötzlich die Zähne in Ruhe und Entspannung putzen, voller Hingabe und Freude aufräumen und mit Genuss kochen. Das kann durchaus zu einem Kontrapunkt in einer Zeit werden, die alles schnell und effizient in kürzester Zeit erledigt haben will. Denn kleine Kinder nehmen nicht nur mit dem Auge Abläufe wahr, sondern mit allen Sinnen. In klarer Sprache mit nachvollziehbaren Beispielen gibt Christiane Kutik Einblick in die Entwicklung der Kinder im ersten Lebensjahrsiebt. In diesem Zeitraum eignet sich ein Kind die Grundlagen für das Gelingen seines Lebensweges an – am besten spielerisch, wie die Autorin erklärt. Für Kutik geht es darum, vom Förderwahn weg hin zur Eigeninitiative des Kindes zu kommen. Der Erwachsene hat die Aufgabe, ein Vorbild für den Erwerb der Basisfähigkeiten zu sein und Raum zu lassen für eine anregungsreiche Umgebung zur Entfaltung der Phantasie. Damit das Kind durch ungestörtes Spielen lernt und eigene Erfahrungen macht.
Ein besonderes Kapitel ist den Jungen gewidmet. Sie wollen ihre Kräfte messen und nicht ausgebremst werden. Aber was tun, wenn es zu wild wird? Welche besondere Zuwendung brauchen sie? Klare, gut nachvollziehbare Gedanken sind auf den zwanzig Seiten zu diesem Thema aufgeführt.
Ist Kutiks Buch ein weiterer Ratgeber in der unendlichen Reihe von Erziehungsbüchern? Ja – aber ein besonderer. Er erinnert daran, dass Kinderaufziehen nicht vom Geldbeutel abhängt, sondern von Erwachsenen, die Kindern mit Liebe und Hingabe begegnen, sich aber immer bewusst sind, dass sie Vorbilder sind. Alles, was und wie sie es tun, nehmen ihre Kinder als das Maß für das eigene Tun. Kindererziehung ist deshalb anstrengend, weil Kinder das Tun und Fühlen der Erwachsenen unmittelbar widerspiegeln.
Christiane Kutik: Spielen macht Kinder stark, geb., 199 S., EUR 19,90, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2013