Eine Spiel-Kiste voller Waldorftradition

Mathias Maurer

Mit seiner Frau Susanne hat er den Waldorfkindergarten und die Waldorfschule in der Ostseestadt mitbegründet. Im »Unruhestand« machte sich Hadewig mit der »Spielkiste« selbstständig, wenig später stieg seine Frau mit ein, mittlerweile auch ihre Tochter, die den Laden einmal übernehmen wird.

Die »Kiste« bietet ein breites Sortiment: Spielzeug aus Holz und Blech, Drachen, alles, was Kinder für Strand und Wasser brauchen, Spielzeug zum Tüfteln, Experimentieren und Erkunden für Jung und Alt, Kinder- und Jugendbücher sowie Bücher für Eltern und Großeltern zur Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben. Hier gibt es sogar eine Wickelstation. Und ganz nebenbei entwickelte sich die »Spielkiste« zu einem nachgefragten »Infocenter rund um Erziehungsfragen« für junge Familien.

Man sieht: Hier wird auf Naturmaterialien und Fair-Trade geachtet, besonders waldorfnahe und regionale Firmen und Familienbetriebe sind vertreten.

Der Laden liegt in der Frau-Clara-Straße, der Flaniermeile zum Eckernförder Hafen. Es gab in der Nähe schon einmal eine »Spielkiste«, die von der damaligen Inhaberin aus Altersgründen aufgegeben wurde, aber die Hadewigs bekamen ihren Segen für die Neugründung unter gleichem Namen.

Die Hadewigs sind Anthroposophen und wollen einen Beitrag für ein assoziatives Wirtschaften leisten. Demnach gilt die Idee der Brüderlichkeit oder Solidarität als die Maxime des Wirtschaftslebens, das durch Assoziationen von Verbrauchern, Händlern und Produzenten in einem freien Markt gerechte Preise sowie eine gerechte Güterverteilung ermöglichen soll.

Doch der Einzelhandel hat in Corona-Zeiten zu kämpfen. Auf der Homepage des Geschäftes und über die sozialen Medien wird zu einem virtuellen Rundgang eingeladen, den Kunden ein täglicher Abhol- und Lieferdienst angeboten. Was fehlt ist die Laufkundschaft. Die Hadewigs erwirtschafteten während des »Lockdowns« nur noch 20 Prozent des früheren stationären Umsatzes. Die bekannten Infektionszahlen unter den Beschäftigten des Einzelhandels belegen, dass der Einzelhandel – unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche – keinen Infektionshotspot darstellt. In einem Offenen Brief an den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten protestierten die Hadewigs gegen weitere Schließungen, von denen nur die Großkonzerne profitierten, während sie das Innenleben der Städte als Lebensraum veröden ließen. Inzwischen ist die Ostseestadt Eckernförde die erste »Modellregion« mit weitgehenden Öffnungen in der Gastronomie, bei den Hotels und Ferienwohnungen und auch im Einzelhandel kommt die »Laufkundschaft« wieder auf Touren.

Bernd Hadewig engagiert sich auch politisch – einst auf bildungspolitischem Felde, heute vor dem Innen- und Rechtsauschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Anfang Mai war er zu einer Anhörung eingeladen zum Thema »Trendwende für die Innenstädte und Ortszentren in Schleswig-Holstein einleiten – Zukunftsräume und kommunale Identitätsanker schaffen!« Dort hat er aus der Sicht eines Kaufmanns Stellung bezogen und Anregungen gegeben. Hadewig betont: »Eckernförde ist eine Stadt, in der wir gerne leben, arbeiten und uns gesellschaftlich wie politisch engagieren.«

Leitmotiv für die beiden Pädagogen ist jedoch eine Idee, die sich an einem von Rudolf Steiner formulierten Motto orientiert und das ihre Arbeit, seit sich die beiden kennen (1969), begleitet: »Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.« Die Hadewigs sehen ihren Laden mit dem Angebot kindgerechten Spielzeugs aus der »Waldorftradition« und anregenden Kinder- und Jugendbüchern als Fortsetzung ihrer jahrzehnte­langen pädagogischen Arbeit.

www.spielkiste-eckernfoerde.de