Erziehungskunst – die Entscheidung

Von Henning Kullak-Ublick, März 2012

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem März entscheidet die Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) darüber, ob wir diese Zeitschrift in ihrer jetzt bestehenden Form weiterführen wollen oder nicht. Vor drei Jahren begannen wir mit einem Experiment, das wir, also Redaktion und Herausgeber, als Projekt verstehen, das sich kontinuierlich weiter entwickelt.

Unsere Leitgedanken waren und sind dabei:

• Die Erziehungskunst ist eine Zeitschrift für alle Eltern, Mitarbeiter und die interessierte Öffentlichkeit.

• Sie berichtet voraussetzungslos über die Ideen und das Leben der Waldorfschulen und Waldorf­kindergärten.

• Sie ist eine Stimme im öffentlichen Diskurs, die der Größe unserer Schulbewegung entspricht und vernehmbar für eine am Menschen orientierte Pädagogik eintritt.

• Sie weitet unseren Blick über die einzelne Schule hinaus und weckt Interesse dafür, wie Waldorfpädagogik an anderen Orten lebt.

• Durch sie lernen wir die wichtigsten Ideen anderer pädagogischer Ansätze kennen, sind aber umgekehrt interessant genug, um auch andere für unsere Ideen zu interessieren.

• Sie ist ein sehr kostengünstiges Instrument für die Öffentlichkeitsarbeit der Schulen und Kindergärten.

• Sie gibt Anregungen für die gemeinsame Arbeit von Eltern und Lehrern.

• Sie bietet Schülern ein Forum.

• Sie verbindet Wissenschaftlichkeit und Verständlichkeit miteinander.

Von Anfang an beabsichtigten wir, die monatlich erscheinende, gedruckte Ausgabe der Erziehungskunst durch zwei weitere Säulen zu ergänzen:

• die online-Ausgabe www.erziehungskunst.de

• die Erziehungskunst spezial, die sich ausführlich besonderen Themenschwerpunkten widmet.

Auch diese beiden Säulen konnten – samt einer eigenen Facebook-Seite (facebook.com/erziehungskunst.heute) – inzwischen errichtet werden. Gegenwärtig hat die gedruckte Ausgabe eine Auflage von 72.000 Exemplaren, was ungefähr auch der Zahl der monatlichen Aufrufe der Online-Ausgabe entspricht und die große Akzeptanz dieser »Troika« zeigt. Immer wieder werden auch Artikel der Erziehungskunst in andere Sprachen übersetzt. Die im Dezember zum Jubiläum der »Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners« veröffentlichte Spezial-Ausgabe erschien erstmals dreisprachig.

Da ihre Finanzierung über die Bundesbeiträge, die alle Mitgliedsschulen an den BdFWS bezahlen, erfolgt, handelt es sich um eine Verbandszeitschrift. Die Redaktion ist aber frei, die Zeitschrift selbstständig weiterzuentwickeln. Mit Christian Boettger, Hans Hutzel und mir sitzen zwar auch »Heraus­geber« am Redaktionstisch, aber wir sitzen dort als Kollegen und bringen unsere Gesichtspunkte beratend ein. Das ist in der Zeitschriftenlandschaft eine ziemlich einzigartige Konstruktion.

Die Redaktion, bestehend aus Ariane Eichenberg, Mathias Maurer und Lorenzo Ravagli, hat mit einer viel zu schmalen personellen Ausstattung, aber umso mehr Enthusiasmus eine wahre Herkules­leistung vollbracht, als sie unsere feine, aber kleine Zeitschrift zusammen mit der Graphikerin und Redakteurin Maria A. Kafitz vom Verlag Freies Geistesleben in ein Publikumsmagazin umge­wandelt hat, das sich voraussetzungslos an alle interessierten Leser­innen und Leser wendet. Dafür gebührt allen große Anerkennung und Dank! Wir sind aber noch lange nicht am Ziel.

Vieles, das wir gerne tun würden, liegt noch in der Zukunft. Dazu gehören:

• Mehr Reportagen über Schulen oder Lehrerinnen und Lehrer, die neue Wege gehen;

• Berichte von anderen Forschungs- oder Praxisfeldern, die uns inspirieren können;

• Berichte, wie Inklusion und Interkulturalität tatsächlich funktionieren können;

• konstruktiv-kritische Auseinandersetzungen mit unserer eigenen Praxis und Interesse für das, was andere tun;

• praktische Ratgeber für den Alltag mit Kindern;

• die Ausdehnung unserer Leserschaft über die Waldorfschulen und -kindergärten hinaus, denn: Wir wollen doch etwas erreichen, oder?

• die Weiterentwicklung der Erziehungskunst spezial zur Vertiefung einzelner Themengebiete und zur Vorbereitung des jährlich stattfindenden Bundeskongresses im Herbst.

Vor vier Jahren beschloss eine große Mehrheit der Schulen, die neue Erziehungskunst für drei Jahre zu finanzieren und dann zu sehen, ob das Experiment geglückt ist. Wir meinen: Ja.

Deshalb bitten wir Sie, den Delegierten Ihrer Schule das Mandat mit auf die Mitgliederversammlung des BdFWS zu geben, für die weitere Entwicklung der Erziehungskunst zu stimmen, indem sie die Fortsetzung der Finanzierung über die Bundesbeiträge beschließen. Ich habe die Rechnung an dieser Stelle schon einmal aufgestellt: Für fünfeinhalb Euro bekommen Sie in einer Eisdiele einen mittelgroßen Eisbecher – oder ein ganzes Jahr lang die Erziehungskunst, deren Online-Ausgabe und die Erziehungs­kunst spezial!

Nutzen wir dieses Instrument weiterhin für einen Blick über den Zaun unserer eigenen Schule, zur Aufklärung Anderer darüber, dass »Waldorf« mehr als Namentanzen ist, für unsere Öffentlichkeitsarbeit und zum Austausch über das, was uns dazu bewegt, dieses wunderbare und anstrengende Unternehmen »Waldorfschule« unbedingt zu wollen. Wir nennen es »Erziehungskunst«.

Kommentare

Armin Schott, Villingen-Schwenningen, 04.03.12 19:03

Letzte Erziehungskunst 3/2012 S.18
Standpunkt Erziehungskunst die Entscheidung von Henning Kullak-Ublick

Mein Name ist Armin Schott, unsere Familie hat drei Kinder Kl. 13,12,6) in der Waldorfschule Villingen-Schwenningen.
Ich bin an der Schule u.a. als Elternvorstand aktiv und im Kreis Öffentlichkeitsarbeit und die Kontaktperson für die politische Arbeit nach außen. Ich bin jeden Monat begeisterter Leser der Erziehungskunst und wäre ohne dieses Medium in seiner erfrischenden "modernen" Art aufgeschmissen. Vieles was ich lange, trotz 10 Jahre Waldorferfahrung, nicht verstanden habe, ist mir durch die Themenhefte viel klarer geworden und hat mich u.a. zur Arbeit im Vorstand ermutigt. Die vielen tollen Bilder.... Bitte unbedingt weiter machen, diese Zeitung ist oft der einzige Zugang zu den Eltern, die nicht so nah an der Schule dran sind und ein hervorragendes Werbemittel,wir würden viel verlieren (auch Schüler).

Dank für die Arbeit und herzlichen Gruß aus VS

Martina Warecka, Tenerife, 05.03.12 14:03

Als ehemalige Waldorfschülerin aus Wien, und jetzige Lehrerin an der ersten Waldorfschule Teneriffas, möchte ich mich ganz deutlich für das Weitermachen der "Erziehungskunst" aussprechen! Die Zeitschrift, und die website haben dazu beigetragen, mein Bild von der Waldorfpädagogik zu entstauben, und zu globalisieren, sodass ich jetzt voll dahinter stehe und mit grossem Eifer und Freude meiner Arbeit nachgehe! Es würde ein hervorragendes Werbemittel verloren gehen!
Danke, und alles Liebe aus Teneriffa,
Martina

Marc Ingelmann, Bohmte, 05.03.12 15:03

Ich fände es extrem schade, wenn die Erzeihungskunst eingestellt würde. Wir haben drei Kinder an Waldorfschule / -kindergarten und ich war selbst 12 Jahre Waldorfschüler. Es ist so bereichernd das Magazin zu lesen um Wissen zu vertiefen, zu sehen, was an anderen Einrichtungen passiert und um allgemein über den Tellerrand zu schauen.
Ich drücke die Daumen, daß es weitergeht.

Viele Grüße,

M. Ingelmann

Ute Stoye, Halle, 06.03.12 15:03

Ich bin seit 20 Jahren Waldorfmutter und seit 12 Jahren Waldorftagesmutter. Die Zeitschrift hilft mir bei meiner Arbeit. Ich reiche die Artikel an meine Töchter weiter, die bereits wieder Waldorfmütter sind. Ich freue mich jeden Monat auf das neue Magazin und empfinde es als große Bereicherung.
Das es eine online-Ausgabe und eine facbook-Seite gibt, habe ich erst durch obigen Artikel erfahren....das erleichtert das "Teilen" Und "gefällt mir" :-)

Viele Grüße verbunden mit der Hoffnung auf "Weitermachen"
Ute Stoye

Jutta Schmidt, Bremen, 07.03.12 14:03

Das Votum der Freien Waldorfschule Bremen Touler Sraße ist eindeutig für die Fortsetzung der Erziehungskunst. Eine schrifliche Umfrage unter mehr als 100 Elternhäusern ergab: 93% lesen die Erziehungskunst, davon zwei Drittel vor allem ausgewählte Artikel. 75% der Eltern sind zufrieden mit der jetzigen Erziehungskunst und 85% möchten sie auch weiterhin erhalten. Danke für die interessante Vielfalt! Jutta Schmidt (Öffentlichkeitsarbeit der Freien Waldorfschule Bremen Touler Straße)

Dietmar Ferger, 79540 Lörrach, 13.03.12 23:03

Lieber Herr Kullak-Ublik
Liebe Redaktion

Ja, wir brauchen die Erziehungskunst. Jedes Jahr umso mehr.
Sie wird aber m.E. noch viel zu wenig wahrgenommen.
Wahr-nehmen und Wert-schätzen sind zwei Eigenschaften, die in "unseren" Kreisen viel zu wenig gepflegt werden.
Bei "Waldorfs" wird ein überdurchschnittliches Engagement als selbstverständlich hingenommen bzw. als selbstverständlich eingefordert - und zwar von allen Seiten:
Die Eltern erwarten dies von den Lehrern, denn schließlich bezahlen sie ja Schulgeld und es ist "ihre" Schule.
Die Lehrer erwarten dies von den Eltern, denn schließlich verzichten sie ja auf ein "standesgemäßes" Gehalt, machen den ganzen Stress-Zirkus der Selbstverwaltung mit und kümmern sich mit vollem Einsatz um die Kinder.
Ähnlich ist es auch mit der Erziehungskunst: Da kommt jeden Monat ein journalistisch-gestalterisch-gehaltvolles Juwel im Schulranzen ins Haus geflattert - doch gib es eine Diskussion über den Inhalt? Wird es wahr genommen und wertgeschätzt?
Mich würde sehr interessieren, wie an anderen Schulen mit diesem Juwel umgegangen wird. Gibt es schon Schulen, wo regelmäßig der Inhalt der Erziehungskunst besprochen wird? Gibt es Schulen, Eltern oder Lehrer, die die Anregungen umsetzen? Wie wird darüber diskutiert?
Wir "Waldorfs" sind eine große Familie, ein positives Beispiel einer kulturellen Globalisierung - und die Erziehungskunst ist unser "Sprachrohr", mit dem wir uns identifizieren und auf das wir stolz sein können. Danke dafür!

Aus Südbaden grüßt Sie
Dietmar Ferger
Schülervater an der Freien Waldorfschule Lörrach

Caspar Kühn, 19.03.12 20:03

Hier läuft gerade eine Interessante Debatte zu dem Thema:

www.goo.gl/BoMpR

Henning Kullak-Ublick, 22.03.12 21:03

... und hier meine Antwort: http://www.dreigliederung.de/essays/2012-03-001.html

Karl-Heinz Kaesebier, 27.03.12 13:03

Lieber Herr Maurer und Kollegen,

für mein Gefühl ist es gerade erst gewesen, daß Sie der »Erziehungskunst« ein neues Gesicht und neues Format gegeben haben, so daß man diese Monatsschrift richtig gern in die Hand nimmt und auch als gewesener Möchtegernwaldorfschüler auf die gehaltvollen Beiträge gespannt ist. Nun geht es Ihnen bald wie Herrn Mayer, vormals Urachhaus-Koryphäe, der ja viel größere Schritte gemacht hat in Richtung Unwirtschaftlichkeit, als Sie dies mit der »Erziehungskunst« je machen könnten. Und selbst wenn es eine gesponserte Zeitschrift wäre, finde ich das gerechtfertigt, besonders auf dem Hintergrund der notwendigen Öffentlichkeitsarbeit. Wenn das Geistesleben einmal frei - und dann gleichberechtigt in Sachen Finanzierung werden sollte, dann kann man das Thema so diskutieren, wie ich das im »Goetheanum« Nr. 12 gelesen habe (ich bin allround-informierter Buchhändler, wie Sie sehen).

Solange die Freiheit im Geistesleben noch Zukunftsmusik ist, braucht auch die «freie Presse« noch Unterstützung freier Menschen, die eben die Freiheit gesellschaftlich verwirklichen helfen. Machen Sie doch eine Umfrage! und kommen Sie den Kritikern dann mit Zahlen, damit deren postitive Unbefangenheit ein bißchen Unterstützung bekommt.

(Ich werde dann auch unterzeichnen, als: Aaesebier, Baesebier, Caesebier, Daesebier usf. bis Zaesebier, damit Sie möglichst viel Unterstützer vorweisen können. Wenn die Herren Dreigliederer nur einmal ihre Vorur-Teilchenbeschleuniger herunterfahren könnten, und nicht den Spaltprozeß überall hineintragen würden!)

Karl-Heinz Kaesebier

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