Wie bereits in seinen vorangegangenen Schriften vermag Wünsch den Leser einzuladen, sich selbst in Bewegung zu setzen, und eh man sich’s versieht, befindet man sich erlebend in dem anwesend, was Worte gar nicht auszusprechen vermögen: Man gerät selbst in Schwingung und in musikalische Bewegung. So hinterlässt er mit seiner kleinen Schrift eine große Botschaft: dass Musik da, wo sie wirklich in lebendig-spiritueller Weise zu wirken ansetzt, den Schleier zerreißt und uns in Gebiete jenseits von Schwellen und Grenzen einlässt. Ob wir darauf vorbereitet sind?
Im unaufgeregten Plauderton nimmt uns Wünsch mit auf seine Wegspuren und zeigt auf, dass es an der Zeit ist, jetzt in einer viel schonungsloseren Art musikalisch zu handeln, als wir das vielleicht aus vertrauten (musik)pädagogischen Traditionen heraus noch eben taten. Ein geistreales Handeln mit klarem Bewusstsein für die Signale der Zeit, die »Fridays for Future« – oder besser »Fridays for Music« – sind zu bedenken, nein, mögen unmittelbar ins tägliche Handeln einfließen, mögen den Stil einer geistaktuellen Musik und Pädagogik bestimmen. Damit sind nicht neue Programme gemeint, sondern das Wahrnehmen und Ernstnehmen derjenigen Impulse, die von Jahrgang zu Jahrgang anschwellend durch die jungen Seelen in die Gegenwart getragen werden und erlauscht und ergriffen werden wollen. Auf knapp 50 kleinen Seiten steht nicht zu viel Text, um in eindringlicher Art auf diese Signale hinzuweisen. Und wir vernehmen unmittelbar die Botschaft von Wünsch darin, seinen leise, aber dezidiert geäußerten Appell: Es ist an der Zeit – eine junge Generation sucht nach einem neuen Verhältnis zur Schöpfung – es geht um ein neues Grundverständnis von Leben und Welt.
Schnell gelesen sind die Seiten – langes Nachhallen und Vibrieren die Wirkung davon: Mögen viele Ohren darauf hören, möge Wirkung davon ausströmen in unsere
kuriose Corona-Zeit!
Wolfgang Wünsch: Es ist an der Zeit, 56 S., brosch., edition zwischentöne, Weilheim 2020