Peripherie

Anthroposophisches Fernsehen: Goetheanum TV

Ute Hallaschka

Unter dieser Fragestellung gelingt ihm ein Kunststück. Er spricht warmherzig, nüchtern mit Sachkenntnis und größtmöglicher Offenheit so von der Anthroposophie, dass diese sich bildet und wie von selbst einstellt. Das ist begeisternd.

Der erste Teil des rund einstündigen Vortrags mit anschließender Fragenbeantwortung, war eine Einführung ins Thema. Konzentrierte essenzielle Gedanken wechseln sich ab mit einem Blick auf den weiten Horizont. Die Frage der Nachhaltigkeit am Beispiel von Medikamenten betrifft das menschliche Innere ebenso wie die Umwelt. Von Beginn an werden die gedanklichen Betrachtungen mit wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen gestützt. Diese sind oft überraschend. So seien etwa 70 Prozent der zu Krankheit und Tod führenden Faktoren bedingt durch die Lebens- und Gewohnheitspraxis unserer Zivilisation. Anthroposophische Medizin als Gang zu den Quellen des Lebens gebe uns Gelegenheit, das, was wir als »Gewohnheitstiere« in unseren alten Mustern sind, produktiv zu ändern. Georg Soldner: »Diese Medizin sucht das DU im Menschen.« Dann folgt ein phänomenaler Gedanke: »Eigentlich sind wir erst erwachsen, wenn wir körperlich nicht mehr wachsen – das bedeutet reifen.«

Der zweite Teil des Vortrags war wissenschaftlich ausgerichtet. Mit einer Fülle von Studien und Fallbeispielen belegte Soldner die wissenschaftliche Evidenz der anthroposophischen Medizin. Auch dieser Studienteil bot manche informative Überraschung. So gibt es eine vom Bundesministerium für Forschung und Bildung finanzierte anthroposophische Studie. Das Team um den Arzt und Forscher David Martin von der Uni Witten Herdecke, hat die sogenannte FeverApp entwickelt, die vom Berufsverband der deutschen Kinder- und Jugendärzte unterstützt wird. Diese App ist ein praktisches Instrument für Eltern, die darin konkret Rat und Hilfe finden. Wer die Lage seines Kindes beschreibt, erhält sofort ein Feedback mit Angabe entsprechender Maßnahmen.

So lebendig wie dieser Beitrag verlief, endete er mit einer Frage aus dem Publikum: »Kann anthroposophische Medizin Sterbenden helfen?«

Georg Soldner berichtete, dass er soeben von einer Palliativstation komme, auf der eine junge Mutter von drei kleinen Kindern im Sterben liege. Auch für den Arzt sei diese Situation nicht leicht. Helfen könne er dennoch, aus der Erfahrung einer Medizin, die sich wende »an ein Du, über das der Tod keine Macht hat.«

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