Aus Armut die Kinder verkauft

Ute Hallaschka

Der Film »Die Schwarzen Brüder« basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch-Klassiker von Lisa Tetzner. Er spielt im 19. Jahrhundert und erzählt die Geschichte von Eltern, die gezwungen sind, die eigenen Kinder zu verkaufen. Was wir uns hier kaum vorstellen können, ist aber auch heute noch eine Realität. Es sind arme Tessiner Bergbauern, die recht und schlecht ihr karges Leben fristen, bis ein Unglück geschieht. Die Mutter stürzt im Gebirge und bricht sich ein Bein. Ohne Behandlung wird sie sterben, es ist jedoch kein Geld für den Arzt da. Der Vater will den Handel verhindern, doch Giorgio, der Junge, sieht selbst ein, dass es keinen anderen Ausweg gibt. So verdingt er sich bei einem skrupellosen Menschenhändler, der die Jungen anwirbt und mit Gewinn an Mailänder Kaminfeger vermittelt. Auf der nächtlichen Bootsfahrt über den Lago Maggiore kentern sie im Sturm und ein Großteil ertrinkt. Auch dies ein Bild aus heutigen Tagen. Die Überlebenden müssen fortan durch die Kamine von Mailand kriechen und in Hitze und Staub den Ruß von den Wänden kratzen. Die »Spazza-Camini« bilden eine Bande: die schwarzen Brüder, der es schließlich gelingt, ihre Knechtschaft abzuschütteln.

Während die Kinderdarsteller, allen voran Fynn Henkel als Giorgio, ernsthaft bei der Sache sind, agieren die Erwachsenen, namhafte deutsche Film- und Fernsehschauspieler, klamottenhaft, als wäre es eine Komödie. Moritz Bleibtreu als der Finsterling und Menschenhändler Antonio Luini wirkt weniger böse als lächerlich. Doch vielleicht ist das Thema schrecklich genug, um nicht in einem Kinderfilm zusätzlich dämonisiert werden zu müssen. Angeschaut werden sollte der Film aber unbedingt mit den Eltern gemeinsam. Gesprächsstoff bietet er genug.

Die Schwarzen Brüder, EUR 15,99, Regie: Diethard Klante, FSK: ab 6 Jahren