Brot und Spiele

Ute Hallaschka

Die Jugendbuch-Trilogie von Suzanne Collins, ein Weltbestseller, ist ganz ohne Medienrummel ausgekommen. Jetzt wurde der erste Teil verfilmt: »Die Tribute von Panem – The Hunger Games«. Panem ist eine totalitäre Welt nach der Apokalypse. Die Elite in der Hauptstadt lebt im Luxus, in den zwölf Provinzen wird gehungert. Einmal im Jahr finden Gladiatorenspiele statt, dazu werden aus jedem Distrikt jeweils ein Junge und ein Mädchen, die zwischen 12 und 18 Jahren sind, ausgelost. Es gibt nur einen Sieger der Spiele, das ist derjenige, der alle anderen tötet. Er gewinnt soziale Anerkennung in Form von Lebensmitteln für seinen Distrikt. Die Spiele finden in einer fiktiven computergesteuerten Wildnis statt. Sponsoren können in die Handlung eingreifen, um sie zu gewinnen, muss man eine gute Figur am Bildschirm machen, als Mädchen Schönheitsklischees bedienen, mit unrasierten Beinen beispielsweise kann man nicht gewinnen. Die Teilnehmer der Randdistrikte sind chancenlos, aber das wissen sie nicht, denn die gutgenährten Hauptstädter trainieren ihre Kinder von Geburt an für den Kampf. Das ganze Szenario dient dem Erhalt der Machtstrukturen. Der Sieger muss also nicht nur zum Unmenschen werden, sondern sein Triumph dient der Fortsetzung der grausamen Verhältnisse. Wie man es dreht und wendet, letztlich bleibt man Opfer der Umstände und jede noch so gut gemeinte Tat scheint sinnlos. Also etwa auch, sich für den anderen zu opfern. Das ist eine teuflische Konstruktion, und wenn man sie imaginativ liest, dann ist die Realität in der wir leben, nicht so weit entfernt davon.

Katniss (Jennifer Lawrence) ist eine versierte Jägerin, die mit Pfeil und Bogen ihre Familie ernährt. Als ihre 12jährige Schwester ausgelost wird, meldet sie sich freiwillig. Mit ihr trifft es Peeta (Josh Hutcherson), den Bäckerssohn und Jugendfreund, der in sie verliebt ist. Katniss ist unbeirrbar in ihrer Entschlossenheit, einen Ausweg aus der tödlichen Manipulation zu finden. Weniger um ihr Leben, das sie von Anfang an einsetzt, als um die persönliche Freiheit und Integrität zu retten. Bis zum Ende bleibt es atemberaubend spannend, wie es ihr gelingt, mit Geistesgegenwart die Strukturgewalt zu untergraben und die Machtmaschine auszuhebeln durch Intuition.

Man verlässt das Kino, trotz aller Schlachtszenen, geläutert, innerlich unverletzt, so als käme man aus einem griechischen Drama. Aber auch erschüttert, denn wir sind Komplizen dieses Systems.

Die Tribute von Panem – The Hunger Games,  Abenteuerfilm, USA 2012, 142 Min., FSK 12 Jahre