Frau Müller muss weg

Ute Hallaschka

Sönke Wortmann hat mit der Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Lutz Hübner »Frau Müller muss weg« ein kleines Meisterwerk geliefert. Ein brillant gespieltes, tragikomisches Stückchen Alltag, das wir alle kennen. Der Kampf um die Zukunft der Kinder in der Schule. Er spielt in den Herzen der Erwachsenen, in ihren Ängsten und Hoffnungen, ihren Lebenslügen und Sehnsüchten und in der verzweifelten Bemühung um das Gute für diejenigen, die sie über alles lieben.  In der vierten Klasse herrscht Chaos, der Leistungsabfall sorgt für schlechte Noten – der Wechsel auf das Gymnasium ist gefährdet. Frau Müller soll weg, ehe es zu spät ist, am besten noch vor den Halbjahreszeugnissen.

Was sich dann an Witz und Aberwitz ereignet, ist eine Glanzleistung der Darsteller. Allen voran Anke Engelke als eiskalte Karrierefrau, deren Figur immer sympathischer wird in der Ehrlichkeit ihrer Selbsterkenntnis. In diesem Film wird nicht das Bildungssystem als der große abstrakte Feind vorgeführt, sondern es wird deutlich, was den Einzelnen bewegt. Was in uns selbst mit dem System kooperiert, sympathisiert oder gar vor ihm kapituliert. Ein stiller, berührender und bei aller Komik auch leise erschütternder Film. Wahrhaft grandios aber ist Frau Müller – dargestellt von Gabriela Maria Schmeide mit solcher Herzlichkeit und unerschütterlicher Moral, dass man ihr sofort die Kinder anvertrauen würde. Wenn eine Schauspielerin eine so gute Lehrerin abgibt – ob Pädagogik am Ende doch Kunst ist?

Frau Müller muss weg. Filmkömodie, mit Gabriela Maria Schmeide, Justus von Dohnányi, Anke Engelke, Ken Duken, Alwara Höfels, Mina Tander. Regie: Sönke Wortmann, 128 Min., FSK 6 Jahre, Deutschland 2014