Menschenjagd

Ute Hallaschka

Lucas ist ein Kindergärtner wie aus dem Bilderbuch; einen so einfühlsamen und liebevollen Erzieher würde man in einem Waldorfkindergarten sofort einstellen. Wer jedoch den neuen Film von Thomas Vinterberg »Die Jagd« gesehen hat, der wird Skrupel bekommen, diesen Beruf zu ergreifen. Er handelt von der Zerstörung eines Lebens und der Auslöschung einer Person durch Rufmord.

Der Erzieher, meisterlich gespielt von Mads Mikkelsen, wird fälschlich des Kindesmissbrauchs angeklagt. Die kleine Klara ist beleidigt und so erfindet sie eine phantastische Geschichte, deren Folgen alle Beteiligten wie eine Lawine überrollen. Auch Klara wird zum Opfer ihrer eigenen Geschichte. Als sie sieht, was sie angerichtet hat und die Wahrheit zu sagen versucht, nötigen die Erwachsenen sie förmlich, bei der Lüge zu bleiben. Deren gut gemeinte Professionalität wird für das Kind zur Falle, aus der es kein Entrinnen gibt. Der Film fragt nach unserer Urteilskraft.

Wie können wir zwischen Gut und Böse unterscheiden? In Zeiten des öffentlichen Massen-Urteils, das virtuell in Windeseile um die Welt kreist, müssen wir uns fragen, was unsere Urteilskraft heute noch bedeutet. Was lässt an die Unschuld, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit eines Menschen glauben? Warum vertraue ich ihm?

Der Film ist erschütternd und nicht leicht zu ertragen, aber unbedingt sehenswert. Mads Mickkelsen erhielt den Darstellerpreis bei den Filmfestfestspielen in Cannes 2012. 

Die Jagd. Film. Regie: Thomas Vinterberg, Musik: Nikolaj Egelund, Besetzung: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen. Dänemark/Schweden 2012, FSK 12 Jahre

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