Raus aus dem ganz normalen Bildungswahnsinn

Ben Hadamovsky

Sehr geehrter Herr Maurer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem gelungenen Editorial in der Märzausgabe der Erziehungskunst. Als vom deutschen Schulunwesen betroffener Vater zweier Kinder, haben sie mir aus der Seele gesprochen. Hat doch meine Familie im wahrsten Sinne des Wortes an der leidigen Frage der Schulpflicht beinahe Schiffbruch erlitten. Diese ereilte uns ausgerechnet in Neuseeland, wo wir uns beim Erreichen des schulpflichtigen Alters unseres Ältesten gerade befanden.

Mit unserem zehn Meter langen Segelboot hatten wir Deutschland drei Jahre vorher verlassen, um unseren Kleinen eine Kindheit abseits von Städten, Autos, Medien und dem ganz normalen Wahnsinn eines bundesrepublikanischen Alltags zu schenken. Stattdessen sind wir auf gemeinsame Entdeckungsreise auf den Meeren der Welt gegangen. Mit viel Mühe konnten wir eine Ausnahmegenehmigung für eine vorübergehende Befreiung von der Schulbanksitzpflicht erwirken, um unsere Reise über Asien, den Indischen Ozean und das Rote Meer fortzusetzen.

Es hat uns nicht zurück nach Deutschland gezogen, und unsere Kinder gehen zur Zeit in eine winzige, auch nicht gerade ideale, griechische Dorfschule. So haben wir vorübergehend Ruhe vor dem deutschen Bildungszwang. Ihr Bericht bringt uns aber auf ganz neue Ideen, und die Möglichkeit, als Bildungsasylanten ausgerechnet in Amerika Zuflucht zu suchen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Weiterhin Mut zu ungewöhnlichen Ideen wünscht Ihnen aus Kastellorizo,

Ben Hadamovsky mit Familie

Bildung ins Asyl geschickt, Editorial März 2010.