Es war genau vor 10 Jahren als die Freie Interkulturelle Waldorfschule ihre Arbeit in der Mannheimer Neckarstadt aufnahm und damit neue Akzente in der Waldorfschulbewegung setzte. Die Gründung der Schule in einem Stadtteil, in dem große sprachliche und soziale Integrationsprobleme herrschen, galt als eine gewagte Initiative. So richtig glauben wollte niemand, dass es der Schule tatsächlich gelingen würde, sich an diesem Standort zu halten – groß waren die pädagogischen, sozialen und finanziellen Herausforderungen. Es ist der Standhaftigkeit und Flexibilität des internationalen Schulkollegiums, dem Vertrauen von privaten Stiftungen und der Würdigung durch die Kommunalpolitik zu verdanken, dass sich die Ganztags- und Gesamtschule mit ihrem modellhaften Charakter zu einer namenhaften Bildungseinrichtung mit einer großen Signalwirkung über die Landesgrenzen hinaus entwickelt hat.
Inzwischen lernen hier knapp 300 SchülerInnen aus über 33 Herkunftsländern aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen Begabungsprofilen in 12 Klassen miteinander. Über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen an der Schule stammen aus Einwandererfamilien. Multikulturalität wird hier nicht als Manko betrachtet, sondern als Chance und Bereicherung. Jede Gelegenheit wird genutzt, die kulturelle Vielfalt zu feiern. »Die Schüler scheuen sich nicht, Fragen zu unseren Unterschieden zu stellen. Durch dieses Interesse begegnenden wir uns nicht mehr als Fremde, wir akzeptieren und respektieren unsere Unterschiede, auch entdecken wir viele Gemeinsamkeiten. Die Schule erscheint mir oft wie eine kleine Insel in Mannheim, die Frieden ausstrahlt«, so die Syrerin Noor Khatib-Thorn, Lehrerin und Beiratsmitglied an der Schule. Die ersten Haupt-, Realschul- und FachhochschülerInnen haben inzwischen die Freie Interkulturelle Waldorfschule verlassen. Damit zeigt die Schule, dass sie nicht zu viel versprochen hat. Sie ist ihrem Credo gefolgt, dass kein Kind verloren gehen darf. Die Pädagogen setzen auf Förderung aller Kinder und Jugendlichen anstatt auf Auslese.
Das unermüdliche Engagement der Schule und das Ringen um Antworten auf gesellschaftliche Fragen wurde in diesem Jahr von der Deutschen UNESCO-Kommission mit einer Auszeichnung als vorbildliches Beispiel für zukunftsfähige Bildung gewürdigt.
Die Schule, die am 11. September ihren 10. Geburtstag feiert, gilt mit ihrem interkulturellen und sozial-integrativen Konzept als Pionierschule europaweit. In Dortmund, Hamburg, Stuttgart und Berlin bestehen Gründungsinitiativen nach dem Mannheimer Vorbild. Viele Bundes- und Landespolitiker haben die Schule besucht, um zu erfahren, wie neue pädagogische Wege beschritten werden.
Nie ruht die Frage, woher das Geld für die Freie Interkulturelle Waldorfschule kommen soll. Viele Eltern, die sozial schwächer gestellt sind, können keine oder nur sehr geringe Beiträge entrichten. Die Schule ist auf die Hilfe aus Politik und Gesellschaft angewiesen, um nachhaltig ihren Grundsatz verwirklichen zu können, allen Kindern und Jugendlichen eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen, ungeachtet ihrer Herkunft.
Spendenkonto: Freie Interkulturelle Waldorfschule Mannheim, Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, Konto-Nr. 381 201 23, BLZ 670 505 05