Freiheit gefällig?

Mathias Maurer

Die Waldorfschulbewegung leistet sich aus gutem Grund eine eigene Lehrerbildung. Denn eine auf der anthroposophischen Menschenkunde basierende Lehrerbildung wäre sonst nicht zu haben. Waldorf­­schulen brauchen Waldorflehrer, nicht irgendwelche Lehrer. Diese Lehrerbildung wird über sogenannte Schülerkopfsätze, in die auch ein Teil der Elternbeiträge mit einfließen, gemeinschaftsfinanziert und trägt ein Dutzend Seminare.

Doch es gibt Klagen. Der Bedarf ist größer. Es kommen zu wenige Lehrer oder sogar gar keine an den Schulen an, zu viele steigen früh wieder aus oder es gibt Genehmigungshindernisse, da die Ausbildungen in anderen Bundesländern nicht anerkannt werden. Gleichzeitig gehen mancherorts die Studierendenzahlen zurück. Wo nicht massiv Drittmittel von Stiftungen eingeworben werden können, um zum Beispiel durch bauliche Investitionen oder Werbemaßnahmen einen Standort attraktiver zu machen, sieht es duster aus.

Den Ausbildungsstätten werden die Mittel nach einem von der Schulbewegung beschlossenen Verteilerschlüssel vom Bund der Freien Waldorfschulen zugewiesen. Dieser Schlüssel steht jetzt zur Diskussion. Die Frage ist: Arbeitet in Anbetracht der zulassungsrechtlichen und allokativen Probleme das sogenannte Augsburger Modell der Gemeinschaftsfinanzierung noch effizient? Werden die Mittel noch solidarisch aufgebracht? Immerhin geht es um 8,5 Millionen Euro jährlich.

Ein Bestandteil eines von den Finanzierungsräten vorgeschlagenen Modells soll ein Studienplatzgutschein der Regionen sein, das heißt, einzelnen Schulen soll ermöglicht werden, Ausbildung an von ihnen ausgewählten Orten zu finanzieren. Das soll neue Impulse setzen. Aber warum geht man nicht konsequent noch einen Schritt weiter? Warum könnte das neue Finanzierungsmodell nicht voll auf Studiengutscheine umgestellt werden? Die leidige Verteilungsdiskussion, die schleichende Entsolidarisierung hätten ein Ende und die jeweilige Zahl der Studierenden würde zeigen, welcher Ausbildungsstandort und welches Aus­bildungsangebot Zukunft haben.

Wir wissen, dass die Lehrerbildung ohne Drittmittel langfristig nicht mehr zu finanzieren, dass über die Verteilung der gemeinschaftlich aufgebrachten Mittel immer weniger Konsens herzustellen sein wird. Und wir wissen, dass die rechtlichen Anerkennungsfragen unserer Ausbildungsstätten sowie die Zulassungshürden der Absolventen uns zunehmend Probleme verschaffen. Deshalb brauchen wir einen Waldorf-Bildungsrat, einen runden Tisch, an dem sich Stiftungen, Studenten, Lehrerbildungsstätten und der Bund der Freien Waldorfschulen im Vertrauen auf die Zukunft der Lehrerbildung neue Freiräume für ihre Weiterentwicklung zusprechen. Einen akkreditierten Hochschulstandort könnte es dann geben mit einem Dutzend Ablegern, von denen keiner sein Profil aufgeben müsste.