Weihnachten mit kleinen Kindern
Die Adventszeit hat begonnen und das Weihnachtsfest rückt näher. Vielleicht haben Sie sich bei all dem Lichterglanz in den Straßen, Vorgärten und Kaufhäusern schon gefragt: Wie wollen wir als Familie mit einem oder zwei kleinen Kindern Weihnachten feiern? – Eine wichtige Frage, denn für Kinder sind Rituale von großer Bedeutung. Inhalt und Form müssen aber von den Eltern gefunden werden.
Besonders in den ersten zwei Jahren des Elternseins fragt man sich häufig: Welche Haltung haben wir zu Weihnachten? Wie wollen wir das Fest feiern? Denn an das dritte Weihnachtsfest wird sich das Kind bereits erinnern können und durch die Wiederkehr der gleichen Rituale wird die Vorfreude Jahr für Jahr wachsen.
In der heutigen Zeit ist es für eine junge Familie allerdings nicht leicht, eine sinnvolle Gestaltung zu finden. Zu sehr ist der religiöse Inhalt überlagert von kommerziellen Interessen. Traditionen und Bräuche sind klischeehaft geworden: überaus großer Lichterglanz und sentimentale Stimmungsmache. Adventsfeiern, Geschenkeinkauf und Weihnachtsbasteleien verursachen Stress statt Besinnung.
Zwei typische Reaktionen: Entweder man wirft sich in den Weihnachtsrummel und die Zeit rauscht sinnlos vorbei, oder man entzieht sich dem Geschehen völlig, was vor allem bei jungen Menschen zu beobachten ist, die die Unwahrhaftigkeit der Äußerlichkeiten spüren und das Fest des Friedens als Fest des »Krachs« oder der steifen Konvention empfinden.
Spätestens, wenn das erste Kind auf die Welt kommt, machen sich viele dann doch Gedanken darüber, wie sie Weihnachten gestalten wollen. Machen wir es wie unsere Eltern oder finden wir etwas Eigenes?
Für viele Menschen ist von Weihnachten nur das äußere Bild übrig geblieben. In Krippendarstellungen und Weihnachtsliedern tauchen die Motive auf. Dass sich dieses Bild so durchsetzen konnte, liegt wohl an der Sehnsucht der Menschen nach den Kindheitskräften. Am kleinen Kind ist noch die geistige Herkunft spürbar: »Wo Kinder geboren werden, ist ein goldenes Zeitalter«, schreibt Novalis. Das Bewusstsein des göttlichen Ursprungs durch den Anblick des Kindes schafft in der dunklen Jahreszeit Vertrauen.
Das Kind ist mit Fähigkeiten ausgestattet, die uns vielleicht verloren gegangen sind: Staunen, Freude, Vertrauen, Wahrhaftigkeit, Liebeskräfte, Ehrfurcht und Dankbarkeit. Kinder geben uns die Chance, uns wieder bewusster mit den Jahreszeiten und den Festen zu beschäftigen und mit ihnen zu staunen, uns zu freuen und Dankbarkeit zu empfinden.
Auf diesem Wege hilft es, sich einige Beobachtungen und Bedeutungen bewusst zu machen:
Im Naturkreislauf steht das Weihnachtsfest dem hochsommerlichen Johannifest genau gegenüber. Im Frühling beginnt die Erde »auszuatmen«, an Johanni ist dieser Prozess am meisten ausgeprägt, die Früchte beginnen zu wachsen und zu reifen. Im Herbst ziehen sich die Wachstumskräfte zurück, die Tage werden kürzer. In der Weihnachtszeit ist dann der Wendepunkt. Am dunkelsten Tag ereignet sich die Geburt des Göttlichen. Aber jede Geburt hat eine Vorbereitungszeit. Sich bewusst zu machen, dass die Adventszeit eine stille Zeit der Vorbereitung ist und noch nicht die Erfüllung selber, hilft, diese Zeit zu erleben und zu gestalten.
Nach dem dunklen, unfreundlichen November wird am Ersten Advent die erste Kerze angezündet: ein Licht in der Dunkelheit und noch nicht alle vier Kerzen des Adventkranzes. Ein kleines Kind staunt über den ersten und einzigen Stern, den Sie am Abend davor am Fenster befestigt haben, und über die eine Kerze, die am Adventskranz leuchtet. Es erahnt das Besondere und das Kommende. An den Nachmittagen der Adventssonntage wird in Stille und Dunkelheit die Kerze angezündet, ein Lied gesungen und wenn die Kinder älter werden, vielleicht eine kleine Geschichte vorgelesen.
Ein Adventskalender muss nicht schon mit Geschenken gefüllt sein. Ein selbstgemalter Kalender mit kleinen Fenstern, hinter denen sich Bilder befinden, die wiedererkennbare Motive zeigen, erfreut ein Kind und es wird nach ein paar Tagen von selbst daran denken, das es noch ein Türchen öffnen muss.
Auch um Bräuche und Bastelvorschläge ist ein großer Markt entstanden. Entscheiden Sie sich für einen sinnvollen Brauch, der Ihnen selbst etwas sagt.
Wenn sich die Eltern mit dem Weihnachtsgeschehen beschäftigen, sich über die Bedeutung der biblischen Geschichte Gedanken machen, ist die Darstellung in Form einer Krippenlandschaft von Wahrhaftigkeit getragen. Auch diese kann langsam wachsen, von Sonntag zu Sonntag im Zusammenhang mit dem Erzählen der Weihnachtsgeschichte in verständlicher Form je nach Alter des Kindes, von Jahr zu Jahr.
Weniger ist mehr, denn die Reizüberflutung und der Überfluss treffen insbesondere die Kinder. Die Frage ist nicht, was enthalten wir ihnen vor, wenn wir reduzieren und uns auf das Wesentliche besinnen, sondern, was geben wir ihnen mit an Sinnhaftem, Freude, Erlebnisfähigkeit?
Plätzchen, die in der Adventzeit gebacken, aber erst am Weihnachtsfest gegessen werden, schmecken erst richtig gut. Mandarinen und Nüsse bringt frühestens der Nikolaus.
Der Weihnachtsbaum steht im Weihnachtszimmer und wird für die Kinder erst sichtbar, wenn er am Heiligen Abend von Bienenwachskerzen hell erleuchtet ist. Für Kinder ist das dann der richtige Weihnachtsbaum, ihr Baum, ganz gleich ob der Nachbar im Garten einen elektrischen »Dauerbrenner« stehen hat. Die sinnlichen Eindrücke, die die Advents- und Weihnachtszeit den Kindern vermittelt, prägen für das ganze Leben.
Wohlüberlegte, sparsame Gestaltung vermittelt den Kindern den tieferen Sinn des Festes.
Literaturempfehlung: Luise Schlesselmann: Die christlichen Jahresfeste und ihre Bräuche, Stuttgart 2001 / Brigitte Barz: Feiern der Jahresfeste mit Kindern, Stuttgart 1996 / Freya Jaffke: Advent. Anregungen für die Weihnachtszeit, Stuttgart 2007
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