Gaza: Notfallpädagogik mit Hindernissen

Der Einsatz begann mit verschiedenen Hürden. So wurde das gesamte pädagogische Arbeitsmaterial vom Zoll beschlagnahmt. Ein Team-Mitglied durfte nicht in den Gaza-Streifen einreisen, ein weiteres erst mit einer Woche Verspätung. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt.

Die Arbeit der neun Team-Mitglieder, die am 5. September nach Gaza einreisten, musste zu Beginn ohne Material viel improvisieren. Als neues Arbeitsfeld kam die frühkindliche Erziehung für Kinder von 0-3 Jahren hinzu. Dieses Thema stieß auf großes Interesse, eine Vertiefung dieser Arbeit ist ausdrücklich erwünscht. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, dass es für die Arbeit mit Kindern dieses Alters im Gaza keine spezielle Ausbildung gibt und bereits im Kindergarten ein sehr striktes Curriculum herrscht.

In den Trainings für sechs umzugestaltende Kindergärten des Al Qattan Center for the Child konnte an die früheren Einsätze angeknüpft werden. Das zentrale Anliegen war eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse von (traumatisierten) Kindern, an denen sich die jeweiligen pädagogischen Methoden orientieren sollen. Auch in diesem Bereich wurde von den lokalen Kooperationspartnern der Wunsch nach inhaltlicher Vertiefung geäußert.

Im Nowar- und Schoroq we El-Amal-Center in Khan Younis wurde zwei Mal täglich mit Kindern und den Trainern gearbeitet. Einzelne Trainingsteilnehmer waren hoch begeistert und kamen zu nachmittäglichen Zusatzangeboten. Am Ende des Trainings stand die Frage nach zusätzlicher langfristiger Ausbildung im Raum.

Im Training für die Mitarbeiter des Child Friendly Space standen Themen wie Resilienzförderung, die Unterschiede zwischen einem traumatisierten und einem gesunden Kind sowie praktische Methoden für die tägliche Arbeit an. Die Mitarbeiter setzten ein hohes Maß an Kreativität hinsichtlich der Umwandlung der Methoden in ihre eigenen an den Tag. Einfache Lieder wurden nach einmaligem Hören ins Arabische übersetzt und entsprechende melodiöse Änderungen vorgenommen.

Zum Abschluss des Einsatzes bedankte sich Reem Abu Jaber, Direktorin des Al Qattan Centers for the Child für die zweijährige gute Zusammenarbeit. Sie betonte, dass die Freunde der Erziehungskunst eine der wenigen Organisationen seien, die im Bereich psychosoziale Gesundheit und Traumapädagogik arbeiten und über diese Zeit kontinuierlich in den Gaza-Streifen kommen. So lässt sich ein positives Fazit der Arbeit ziehen und es wird schon jetzt mit den Vorbereitungen für den nächsten Einsatz Ende November begonnen.

Die Ausreise aus Israel hat die positiven Eindrücke der Arbeit etwas getrübt. Die Sicherheitsprozeduren am Flughafen Ben Gurion zogen sich in die Länge, so dass das Team fast den Flug zurück nach Deutschland verpasst hätte. Alle Team-Mitglieder wurden in gesonderten Räumen intensiv abgetastet. Er herrschte Unverständnis über diese Art der Behandlung bei einem vom Deutschen Auswärtigen Amt geförderten Projekt. Sowohl die Einreise- als Ausreiseschwierigkeiten werden die Freunde der Erziehungskunst aber nicht davon abhalten, auch in Zukunft die Vertrauensbasis und Zusammenarbeit mit den noch immer leidenden Menschen im Gaza-Streifen weiter auszubauen.

Lukas Mall, Assistenz Notfallpädagogik, Erlebnispädagoge